Spielkultur: Entwickler sprechen über die Rolle von Schwarzen und Stereotypen in der Videospiele-Branche

Spielkultur
06.03.2015 14:37, Eike Cramer

Spielkultur: Entwickler sprechen über die Rolle von Schwarzen und Stereotypen in der Videospiele-Branche

Game Designer Derek Manns und Revelation-Interactive-Entwickler Dennis Mathews haben in San Francisco über die Rolle von Schwarzen in Videospielen und der Entwicklung gesprochen. Zudem ging es um den Stereotyp des "schwarzen Spielers". Polygon fasst den runden Tisch der Game Developers Conference zusammen.

So habe Manns hervorgehoben, dass es nicht nur um die Entwicklung positiver schwarzer Charaktere in Spielen selbst gehen sollte, sondern auch um die Möglichkeiten der Vielfalt während der Entwicklung. Er unterstrich, dass die Zahl schwarzer Entwickler im letzten Jahrzehnt um magere 0,5% auf 2,5% zugenommen habe. Laut dem Spieldesigner beginne die Manifestierung von Stereotypen bereits bei der Auswahl der Zielgruppe. Schon früh im Entwicklungsprozess würde ein Zielpublikum festgelegt, für welches das gesamte Spiel entworfen würde.

Die Beteiligung des Publikums an der Diskussion um die Frage, was das schwarze Publikum spielen würde, hätte im Anschluss gezeigt, dass der Stereotyp des hauptsächlich NBA- und Beat-em-Ups spielenden Afroamerikaners weitestgehend widerlegt werden könne. Zudem wurde der Punkt aufgeworfen, dass viele heute existierenden Stereotypen und die überwiegend weiße Entwicklerlandschaft vermutlich auf der frühen Verteilung erster PCs und Konsolen fußt, die in ärmeren städtischen Umgebungen kaum stattgefunden habe.

Dennis Mathews unterstrich, dass Vielfalt in der Entwicklung unheimlich wichtig sei. Wenn man keine schwarzen Kollegen hätte, die einen darauf hinwiesen, würde man schnell unbewusst Stereotypen verstärken. Zudem sei es schwierig realistische Charaktere zu entwerfen, die wenig mit der eigenen Lebenswelt zu tun hätten.

Im Anschluss habe das Publikum über die Frage diskutiert, ob es sinnvoll sei, wenn Entwickler versuchen würden Figuren zu entwerfen, die weit weg von ihrer Lebensrealität seien. Dabei kam vor allem die Frage auf, ob man "sich selbst vertrauen könnte, eine Person zu erschaffen, mit der man nicht vertraut ist?". Dies sei möglich - allerdings müsse man sich dafür intensiv in die Materie einarbeiten. Ein anderer Teilnehmer unterstrich, dass man "die Fähigkeit habe, etwas zu entwerfen, was nicht die eigene Kultur ist - man müsse sich nur bewusst werden, dass es nicht die eigene Kultur ist."

Einige der Diskutierenden hoben zudem hervor, dass Charaktere am besten funktionierten, die sich nicht nur am Merkmal ihrer Kultur oder Hautfarbe festhielten. Als Beispiel wurde u.a. Lee aus The Walking Dead genannt, der als "Schwarzer Jedermann" besonders positiv aufgefallen sei.

Das abschließende Plädoyer der Runde richtete sich an die Firmen, mehr schwarzen Entwicklern eine Chance zu geben und mehr Vielfalt in der Entwicklung zuzulassen. "Wenn du ein Personaler bist, komm zu Events wie diesem und wenn jemand etwas sagt, das dich beeindruckt, dann gib ihm deine Karte", so eine Teilnehmerin. "Du musst einsehen, dass du dazu tendierst mit Leuten herzumzuhängen, die dir ähnlich sind, also musst du aktiv gegen diese Neigung ankämpfen."