Gratuitous Space Battles 2: Cliff Harris spricht über wütende Fans und unrealistische Erwartungen an kleine Entwickler

Gratuitous Space Battles 2
26.11.2015 12:45, Jan Wöbbeking

Gratuitous Space Battles 2: Cliff Harris spricht über wütende Fans und unrealistische Erwartungen an kleine Entwickler

Der Entwickler der Weltraum-Strategie Gratuitous Space Battles 2 wird offenbar stark von Fans kritisiert: Auf seinem Blog berichtet Cliff Harris (alias Cliffsky), dass er massive Beschwerden erhalte, weil das im April veröffentlichte Spiel nicht mehr weiterentwickelt wird - und erklärt auch den Grund für seine Strategie. Anders lasse sich ein Fortbestehen eines kleinen Studios wie seinem schlicht nicht finanzieren. Stattdessen müsse er sich um das nächste Projekt kümmern, an dem er mittlerweile arbeite - also genau so, wie es auch bei vielen anderen kleinen Entwicklern gängig sei. Vor allem junge Spieler hätten eine unrealistische Vorstellung von den erzielten Einnahmen und was sich damit umsetzen lasse.

Harris rechnet vor, dass sich die Einnahmen auf insgesamt rund 150.000 Dollar beliefen. Da die Entwicklungskosten bei etwa 115.000 Dollar gelegen hätten, wäre also ein Gewinn von 40.000 Dollar entstanden. Wenn man das auf die Entwicklungsdauer von November 2013 bis zur Veröffentlichung umrechne, habe der Ein-Mann-Entwickler also für einen Stundenlohn von rund 12,74 Dollar gearbeitet.

"Wenn ihr denkt, dass 12,74 Dollar für einen Software-Entwickler mit mehr als 20 Jahren Berufserfahrung gut sind, liegt ihr komplett falsch. Wenn ihr glaubt, dass man in Großbritannien mit 17.549 Pfund, was der umgerechneten Summe entpricht, ein Geschäft führen kann, dann liegt ihr komplett falsch", so Harris.

Bereits im Absatz davor erklärt er, dass in dieser Rechnung nicht einmal die Kosten für Patches, Bugfixes und neue Features in den Monaten nach dem Start berücksichtige - also einem Posten, der "ökonomisch gesehen keinerlei Sinn" ergebe.

Gratuitous Space Battle sei vor allem deswegen gescheitert, weil der Markt in den letzten Jahren regelrecht mit Weltraum-Strategiespielen überflutet worden sei. Nicht einmal er könne ansatzweise alle davon nennen.

"Ich bin nach wie vor der Meinung, dass es ein verdammt gutes Spiel ist und ich bin stolz auf die Engine, die dafür entwickelt wurde. Es ist in allen Belangen besser als sein Vorgänger. Ich bin mir sicher, dass es auf lange Sicht noch ein wenig Geld reinbringen wird, aber nicht annähernd genug, um wirklich zu etwas anderem als einem Flop zu werden.

(...)

Und trotzdem werden sich die Leute auf mich stürzen, weil ich mit etwas anderem weitermache. Natürlich mache ich das, das ist der Grund, warum ich noch im Geschäft bin, und das ist der Grund, warum ich noch in der Lage bin, die Miete für den Server zu bezahlen, auf dem dieser Blog-Post liegt. Manche Spiele sind Hits, andere sind Flops. Fast alle Indie-Studios haben Flops und normalerweise lässt sie das Pleite gehen."

Manche Spieler hätten schlicht und ergreifend unrealistische Vorstellungen, erklärt Harris in einer emotionalen Passage: "Viele Teenager denken, dass ich von jetzt an bis zu meinem Tode jede mögliche Idee, jeden Tweak und jede Änderung einbaue, die sie sich vorstellen können, weil sie einmal 10 Dollar dafür bezahlt haben." Insgesamt gehe es dem Entwickler aber gut: Momentan befindet sich ein Spiel in Entwicklung und darüber hinaus sollen andere Titel von Positech verlegt werden. "Auch mir geht es gut, ich weiß allerdings, dass sich viele Entwickler so fühlen, aber zu ängstlich sind, es auch auszusprechen, also lasse ich mal etwas Dampf für sie ab."

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