Goodgame Studios - Gründung eines Betriebsrats blockiert? Schwerbehinderter entlassen? ver.di schaltet sich ein

Goodgame Studios
18.12.2015 13:54, Marcel Kleffmann

Goodgame Studios - Gründung eines Betriebsrats blockiert? Schwerbehinderter entlassen? ver.di schaltet sich ein

Der Trubel rund um die Goodgame Studios geht weiter. Schon im November deuteten mehrere Meldungen (u.a. basierend auf Aussagen von Ex-Mitarbeitern) darauf hin, dass das in Hamburg ansässige Unternehmen mit über 1.200 Mitarbeitern die Gründung eines Betriebsrats blockiert haben soll. Entsprechend engagierte Personen mussten die Goodgame Studios wohl verlassen. "Goodgame feuerte offenbar ohne Rücksicht auf Verluste: Einer der Entlassenen ist schwerbehindert mit dem höchstmöglichen Grad der Behinderung, heißt es von Verdi. In solchen Fällen muss das Unternehmen laut Gesetz alle Möglichkeiten prüfen, den Angestellten innerhalb des Unternehmens weiterzubeschäftigen", heißt es in einem Bericht des Spiegel-Jugendportals Bento . 28 Leute waren von der Entlassungswelle betroffen.

Goodgame erklärte wiederum, von den Plänen zur Gründung eines Betriebsrats erst nach den Entlassungen gehört zu haben und die Kündigungen mit "Leistungs- und Verhaltensdefiziten" bei den betroffenen Mitarbeiter begründet. Bento berichtet weiter: "Dieser Vorwurf macht die Gekündigten fassungslos. 'Das ist eine kleine Branche, so etwas spricht sich rum', sagt eine. Außerdem sei der Grund vorgeschoben: Jeder der Entlassenen habe mindestens ein Jahr für Goodgame gearbeitet, viele haben bento gute und hervorragende Bewertungen ihres Arbeitgebers vorgelegt, teils wenige Monate alt." Zugleich stehen die Kündigungen in seltsamer Relation zu der Tatsache, dass das Unternehmen dringend neue Arbeitskräfte sucht und über 90 Stellenangebote ausgeschrieben hat.

Die Mitarbeiter, die den Betriebsrats initiieren wollten, standen ebenfalls mit der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) in Kontakt, um sich über die Gründung solch eines Rates zu informieren. Nach den Kündigungen hat ver.di die Vertretung der Entlassenen übernommen, die mittlerweile Klage gegen ihre Kündigung vor dem Arbeitsgericht Hamburg eingereicht haben. In einer Stellungnahme von ver.di steht: "Seit Frühjahr diesen Jahres standen wir mit mehreren Beschäftigten in Kontakt um endlich einen Betriebsrats bei GOODGAME zu wählen", sagte Gabriele Weinrich-Borg von ver.di Hamburg. "Dass fast allen, die sich im Vorfeld engagiert haben, gleichzeitig gekündigt wird, spricht eine deutliche Sprache. Hier drängt sich der Verdacht auf, dass ein Branchenriese die betriebliche Mitbestimmung der Beschäftigten attackieren will. (...) Das positive Image dieses Unternehmens deckt sich nicht mit dem Umgang zu seinen Beschäftigten. Vier Wochen Jahresurlaub, viele Befristungen und bei einigen gibt's gerade mal den Mindestlohn, und jetzt diese Kündigungen - das nenne ich deutlich BADGAME!"

Vergangenen Freitag wurde trotz der Kündigungen zu einer Betriebsversammlung bei den Goodgame Studios einladen, um mit der Betriebsratswahl zu beginnen. Bento meldet, dass das Goodgame-Management vor die Belegschaft trat: "Mit brüchiger Stimme habe Kai Wawrzinek [Gründer, Geschäftsführer und Chief Executive Officer von Goodgame Studios] der Gewerkschaft Verdi vorgeworfen, die Firma auseinandernehmen zu wollen, berichten Anwesende. Man solle gezwungen werden, eine Betriebsratswahl abzuhalten. Entweder ihr seid für uns oder gegen uns, das sei die Botschaft gewesen. (...) Hinter den Kulissen wird anscheinend weiter mit harten Bandagen gekämpft: Eine Einladung von Verdi zu einer Betriebsversammlung, bei der die Wahl eines Betriebsrates vorbereitet werden könnte, leitete die Firma nicht an ihre Angestellten weiter, weil die Einladung nicht auf Englisch vorliege."

Die Goodgame Studios haben u.a. Goodgame Empire und Empire: Four Kingdoms entwickelt, die teils ausufernd im Fernsehen beworben wurden. In der Selbstbeschreibung der Goodgame Studios ist zu lesen: "Goodgame Studios ist ein führendes Unternehmen für Spielesoftware und spezialisiert auf das Segment Free-to-play. Wir bieten Mobile- und Browser-Games für über 280 Millionen Spieler weltweit. Mit über 1200 Mitarbeitern aus 60 Nationen sind wir Deutschlands größtes Spieleunternehmen. Unser Ziel ist klar: Wir wollen die weltweit führende Spielefirma werden. (...) Wir glauben, dass nur die besten Talente die besten Produkte kreieren und so ein Unternehmen zum Erfolg führen. Wir erreichen unsere Ziele gemeinsam als Team, das mit seiner Expertise und Ambition Goodgame Studios voran bringt. Respekt, Wertschätzung und Vertrauen sind die Basis unserer Arbeit."