Oculus Rift: Palmer Luckey entschuldigt sich für die Preis-Prognose von "grob 350 Dollar"

Oculus Rift
07.01.2016 11:09, Jan Wöbbeking

Oculus Rift: Palmer Luckey entschuldigt sich für die Preis-Prognose von "grob 350 Dollar"

Gestern sorgte der Oculus-Rift-Preis von 599 Dollar bzw. 699 Euro (plus Versandkosten) für Erstaunen oder Unmut bei vielen VR-Interessierten. In einer Fragestunde auf Reddit (via vg247.com ) entschuldigte sich Palmer Luckey dafür, falsche Preiserwartungen geweckt zu haben. Im Oktober bestätigte er, dass sich das Headset grob im Preisrahmen von 350 Dollar bewegen würde. Er habe seinerzeit den Kommentar ein wenig gedankenlos abgegeben, um kursierenden Gerüchten über einen Preis von 1500 Dollar entgegenzuwirken:

"Ich habe die Kommunikation schlecht gehandhabt. (...) Als Erklärung, nicht Entschuldigung: Damals wiederholten viele Magazine den Satz 'Rift kostet 1500$!', und ich war frustriert darüber, wie viele Leute glaubten, dass das der Preis fürs Headset selbst wäre. Meine Antwort war schlecht vorbereitet, und mental wollte ich mit den 350$ einen Kontrast zu den 1500$ setzen; anders als in unseren internen Schätzungen, die im Bereich von 599 Dollar schwebten - das war der Grund dafür, warum ich sagte, es bewege sich 'grob in der gleichen Liga'".

Er habe noch versucht anzudeuten, dass der Preis höher als 350 Dollar liegen würde, Oculus habe bei der Vermittlung der Preis-Prognose an die Öffentlichkeit aber keinen guten Job gemacht.

"Um total ehrlich zu sein, war unser größter Fehler anzunehmen, dass wir beim Aufbau von Erwartungen klar genug waren. Ein weiteres Problem ist, dass die Leute auf die viel weniger fortgeschrittene Technik im DK2 für 350 Dollar geschaut haben und angenommen haben, dass das Konsumenten-Rift ähnlich viel kosten würde - eine Annahme die ich persönlich (und Oculus) nicht gerade wirkungsvoll richtig gestellt haben. Dafür entschuldige ich mich."

Man mache mit dem Rift momentan keinen Profit. Grund für die hohen Kosten sei die Hardware selbst und nicht das Bundle-Zubehör:

"Die Kern-Technologie im Rift ist der Haupttreiber - zwei für VR gebaute OLED-Bildschirme mit sehr hohen Refresh-Raten und sehr hoher Pixeldichte, ein sehr präzises Tracking-System, mechanische Anpassungssysteme, die leicht, präzise und haltbar sein müssen, sowie eine topaktuelle Optik, die komplexer in der Fertigung ist, als bei vielen High-End-DSLR-Kameras. Es ist teuer, aber für die 599 Dollar, die du ausgibst, kriegst du viel mehr, als wenn du 599 Dollar für so gut wie jedes andere Endkunden-Elektronikprodukt ausgibst - Handies für 599 Dollar kosten einen Bruchteil davon in der Herstellung, genauso verhält es sich mit Mid-Range-Fernsehern, die 599 Dollar kosten. Es gibt eine Menge Mainstream-Geräte in dem Preisrahmen, wie du bereits erwähnt hast, lag unser Fehler in der Kommunikation, nicht nur in dem Preis."

In einer späteren Antwort erläutert Luckey, dass es momentan einfach nicht machbar sei, ein VR-Produkt mit genügend "Präsenz" (also einem glaubwürdigen Eintauchen in die virtuelle Welt) und Komfort für den niedrigen Preis der Entwickler-Kits abzuliefern. Im Gegensatz zu den gewöhnlichen Standard-Komponenten aus dem normalen Handel benutze man neuerdings schließlich eigens dafür entwickelte Technik.

"Des weiteren hatten sie entscheidend weniger Features (Hinterkopf-Tracking, Kopfhörer, Mikrophon, austauschbare Gesichts-Einsätze etc.) (...) Wir hätten auch etwas Ähnliches wie das DK2 ausliefern können, aber ich denke nicht, dass es gut genug gewesen wäre, um der Konsumenten-VR-Industrie genug Schwung zu geben, vor allem auf lange Sicht gesehen. Es würde auch mehr kosten als die Leute denken - ein Konsumenten-Produkt auszuliefern ist komplexer als ein Dev-Kit rauszuhauen, sogar etwas ähnliches wie DK2 würde im Endeffekt mehr als 400 Dollar kosten, und die komplette Investition in einen PC würde immer noch etwa 1300 Dollar betragen - nicht genug, um den Sprung vom Enthusiasten-Publikum zum Mainstream zu schaffen."

Luckey betont, dass Oculus Rift (ab 0,99€ bei kaufen) schließlich zur "Wow-Option", also den High-End-Geräten unter den VR-Headsets zähle. Man arbeite aber ebenfalls mit Partnern wie Samsung zusammen, um auch günstige Alternativen für jedermann wie Gear VR zu ermöglichen.

Auf Twitter sorgte Palmer Luckey gestern außerdem mit einer kurz angebundenen Antwort für Unmut bei manchen europäischen Kunden: Als Twitter-Nutzer Michael Nielsen danach fragte, ob Luckey bedacht habe, dass sich der euopäische Preis ebenfalls durch Steuern massiv erhöhen könne, antwortete er kurz und bündig, dass das schließlich die Schuld des jeweiligen Landes sei: