Allgemein: Reaktionen britischer Spiele-Entwickler auf den Brexit

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27.06.2016 15:48, Michael Krosta

Reaktionen britischer Spiele-Entwickler auf den Brexit

Die Briten haben entschieden und für den Ausstieg aus der EU abgestimmt. Aber wie wirkt sich das auf die Spieleindustrie auf der Insel aus? Polygon hat nachgehorcht und Meinungen eingefangen, obwohl sich die Auswirkungen des Ergebnisses jetzt noch nicht genau abschätzen lassen, weil noch viele Fragen offen sind.

"Das sind komplizierte Neuigkeiten und ich glaube, das hängt davon ab, wo du dich in der Wertschöpfungskette befindest", meint Investor Phil Harrison, den man sicher noch als Corporate Vice President von Microsoft und Präsident der Sony Worldwide Studios kennt. "Für Spieler wird es wohl keine großen Unterschiede geben. Es wird vielleicht Änderungen in der Preisgestaltung von Spielen geben, wenn die Tariffragen geklärt sind, aber ich glaube, das ist unwahrscheinlich."

Die Entwicklerstudios sieht er dagegen mit möglichen Problemen konfrontiert - vor allem, wenn es um das Anwerben und Einstellen von Personal geht, denn bisher fanden sich dort häufig Mitarbeiter vieler verschiedener Nationen.

"Wir hatten immer ein Sammelbecken aus Talenten. Wenn ich ein Studio leitete und Anzeigen geschaltet habe, hatten wir Bewerber aus ganz Europa. Und diese Art der Vielfältigkeit sorgt für eine dynamische Kultur sowie spannendere und bessere Spiele."

Da für die Einwanderung nach dem EU-Austritt die Hürden höher ausfallen dürften und auch Investitionen aus EU-Staaten in die britische Industrie schwieriger werden könnten, dürfte dies die Spieleindustrie auf der Insel spürbar treffen.

Michael Pachter, Research Analyst bei Wedbush Securities, sieht ähnliche Folgen für die britischen Entwicklerstudios, gleichzeitig aber auch eine Chance, dass mehr Arbeiten an britische Teams ausgelagert werden könnten: "Der Zugriff auf talentierte Mitarbeiter aus der EU wird sicher etwas eingeschränkt. Aber das ist jetzt ein Ort, an dem man günstiger Geschäfte betreiben kann. Daher ist es vielleicht möglich, dass Publisher die Entwicklung stärker dorthin verlegen."

Allerdings merkt er gleichzeitig an, dass "Verkäufe in UK aufgrund der Währungsumrechnung weniger profitabel sein werden und es ist nicht klar, ob die Konsolenhersteller oder Publisher genug Spielraum bei der Preisgestaltung haben, um die niedrigeren Profite bei der Umrechnung in ihre eigene Währung auszugleichen. Wenn sie die Preise nicht anheben können, wird der Markt in Großbritannien weniger profitabel sein als andere Märkte."

Auch einige Entwickler äußerten sich allgemein zum Referendum: Chucklefish zeigt sich z.B. schockiert und enttäuscht vom Ausgang, während Team 17 davon überzeugt zu sein scheint, auch nach einer Abspaltung weiter wie gewohnt mit Partnern rund um den Globus weiterarbeiten zu können. Im lokalen Bereich setzt man dagegen große Hoffnungen TIGA und UKIE - zwei Wirtschaftsverbände in UK, welche die Interessen ansässiger Spieleentwickler vertreten und sich bereits jetzt dafür stark machen, dass die Studios auch in Zukunft nicht unter der Abspaltung zu leiden haben und wettbewerbsfähig bleiben.

Hier noch ein paar Tweets britischer Studios zum Thema Brexit: