Angespielt: Call of Duty: Infinite Warfare (PS4, One, PC)

Call of Duty: Infinite Warfare
04.11.2016 13:30, Jan Wöbbeking

Angespielt: Call of Duty: Infinite Warfare (PS4, One, PC)

Während Battlefield 1 sich rund hundert Jahre in die Vergangenheit begibt, setzt das heute erschienene Call of Duty: Infinite Warfare (ab 13,95€ bei kaufen) noch stärker auf moderne Technik. Mechs, Weltraumschlachten und Gadgets wie z.B. intelligent krabbelnde Minen bestimmen das Bild des Spiels von den Teams Infinity Ward und Raven Software. Manch einer, der ins Konsolenbüro platzte, musste sogar mehrmals nachfragen, ob ich gerade tatsächlich das neue Call of Duty spiele. Da uns das Spiel sehr spät erreicht hat, folgt der komplette Test erst in der kommenden Woche, unsere Eindrücke aus den ersten Kampagen-Stunden wollen wir euch allerdings nicht vorenthalten.

Besonders wuchtig sind die neuen Weltraumschlachten, in denen ich mich erst einmal an die ungewohnte Situation im wilden Explosionschaos der Raketenschwärme gewöhnen musste. Auch gut bewachte Bodenziele wie Raffinerien überfällt man mit den Raumjägern. Die Steuerung bleibt allerdings serientypisch einsteigerfreundlich, während ich wie in einem Heli über einer Bohrplattform kreise, kleine Jäger mit dem konventionellen Geschütz sowie zielsuchenden Raketen aus der Luft fische und schließlich eine Fregatte mit einem Volltreffer in die Schwachstelle des Antriebs in ein effektvolles Feuerwerk verwandle. Sowohl am Boden als auch im All spielen sich die Scharmützel in eher kleinen Arealen ab, in denen ich z.B. mittelgroße Raumschiffe umkreise, um erst einmal ihre oberen „Flakgeschütze“ abzuräumen. Mit der Hilfe von Täuschkörpern werden zwischendurch gegnerische Raketen abgewehrt. Ab und zu übernimmt auch wieder der Bot das Steuer und ich bediene nur das Geschütz.

Nach ein paar verwirrenden ersten Minuten (hier passiert alles wahnsinnig schnell) hatte ich richtig Spaß an den Luft- und Raumkämpfen. Schade nur, dass sie meist so kurz ausfallen und die Missionen zwischenzeitlich wieder zum Bodeneinsatz wechseln. Wer Blut geleckt hat, kann sich in Nebenmissionen aber in weitere Luftkämpfe stürzen. Eine wahre Augenweide sind die zerberstenden Schiffe und fetten Explosionen. Sie zählen neben gleißenden Lichtspiegelungen auf glänzendem Planetengestein zu den grafischen Highlights des Spiels. Andererseits sorgen die Kontrastarmut (gedämpfte Grautöne dominieren) und mäßige Animationen am Boden dafür, dass mir die sehr polierte Kulisse von Titanfall 2 bisher etwas besser gefällt – und das detailverliebte Battlefield 1 mit seiner dynamischen Zerstörung sowieso.

Bevor Serienfans in Panik ausbrechen: Der Großteil der Kampagne spielt sich offenbar nach wie vor am Boden ab, wo weiterhin Projektilwaffen dominieren. Immer wieder muss ich allerdings Ziele für einen fetten Mech markieren, Maschinerie wie eine coole krabbelnde Spinnengranate zu verschanzten Feinden schicken oder mit anderen Gadgets wie den bekannten Anti-Schwerkraft-Granaten herumspielen. Bots sind allerdings empfindlicher gegen Strahlenwaffen. In normalen Schießereien wird routinierte Action geboten, die wie gewohnt massiv in Zwischensequenzen und Militär-Pathos eingebettet wird. Das hohe Maß an Abwechslung und unterschiedlichen, teils mechanischen Gegnern gestaltete die ersten Stunden unterhaltsam, obwohl die KI ähnlich wie bei Titanfall schwächelt. Die aus dem Trailer bekannten Schießereien als Soldat in der Schwerelosigkeit bleiben bislang zum Glück die Ausnahme: Ähnlich wie in meinem E3-Probespiel von LawBreakers hatte ich nicht wirklich Spaß daran, träge durch die Trümmer zu schweben – was aber immerhin etwas durch das Heranziehen per Harpune beschleunigt wird.

Zu Beginn konzentrierte sich die Erzählung für meinen Geschmack noch zu sehr auf typisches Militär-Jargon und Hurra-Patriotismus, nach ein paar Stunden kommt die Geschichte aber immer besser in Gang, wenn man erst einmal die Crew-Mitglieder besser kennenlernt. Im Zentrum stehen z.B. die nur vordergründig stoische Partnerin Nora Salter oder der sympathische Bot ETH.3n, der teils auf putzige, mitunter sogar berührende Weise versucht, menschlich zu wirken. Nachdem eine sich frisch formierte Armee den Großteil der UNSA-Flotte bei einer Parade überfallen und zerstört hat, muss ich der neuen Bedrohung an allen möglichen Fronten im Sonnensystem entgegentreten.

Ähnlich wie in Titanfall 2 werde ich eher durch einen traurigen Zufall Kapitän eines Kriegsschiffs, von dem aus ich in die Missionen starte. Ich berge Forschungsprojekte, gewinne Ressourcen zurück oder jage in einem einfach gehaltenen Schleicheinsatz gefährliche Waffen kontrolliert in die Luft. Fast immer rücke ich dabei im Team und im flotten Tempo vor. Im Gegensatz zur Titanfall-Kampagne konnte sich bislang noch keine Halo-typische Abenteuer-Atmosphäre entfalten, bei der man auch mal als einsamer Wolf die Umgebung erforscht. Trotzdem haben mir die ersten Stunden auf dem Schlachtfeld und vor allem im All gut gefallen und ich bin gespannt auf den Rest der Kampagne, den Multiplayer und den albernen Zombie-Modus in den Achtzigern. All das nehmen wir in der kommenden Woche im kompletten Test unter die Lupe.

Einschätzung: gut

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Video: Die ersten zehn Minuten