Spielkultur: Chinesische Gesetzesänderung verbietet Spielthemen wie Blut, Leichen, Mahjong oder die Kaiserzeit

Spielkultur
24.04.2019 14:33, Jan Wöbbeking

Spielkultur: Chinesische Gesetzesänderung verbietet Spielthemen wie Blut, Leichen, Mahjong oder die Kaiserzeit

Die Volksrepublik China besitzt laut Techcrunch.com zwar den größten Spielemarkt der Welt - dieser werde allerdings momentan von einer Gesetzesänderung ausgebremst: Nachdem sich in den vergangenen Monaten Anträge für die dort wichtige staatliche Zulassung neuer Titel gestaut hätten, sei dieser Prozess am 22. April zwar endlich wieder regulär aufgenommen worden. Eine Regeländerung der frisch gegründeten "State Administration of Press and Publication" verbiete in neuen Titeln aber Merkmale oder Genres wie Blut, Leichen, Mahjong oder historische Harems-Dramas im Kaiserreich.

Rotes Blut sei schon vorher Tabu gewesen, neuerdings gelte das auch für die gängige grüne (oder andersfarbige) Umfärbung des Lebenssafts. Ebenfalls ein Ausschlusskriterium bei der Zulassung neuer Spiele seien Leichen. Des Weiteren wurde auch das sehr beliebte Genre der Poker- und Mahjong-Titel verboten, weil befürchtet wird, dass sie die Akzeptanz illegaler Glücksspiele fördern könnten. 2017 seien noch 37% der zugelassenen Titel Vertreter dieser zwei Genres gewesen, so das Magazin unter Bezugnahme auf Analyst Niko Partners.

Ebenfalls verboten seien neuerdings frische Titel, die vom Kaisserreich China inspiriert wurden. Dazu zählt der "Gongdou"-Bereich, der sich um Intrigenspiele in Harems drehe. Darin versuchen weibliche Spielfiguren, im Palast die Gunst des Herrschers zu gewinnen. Das Interesse daran werde in der chinesischen Gesellschaft momentan auch durch Produktionen von Streamingdiensten wie Netflix oder iQiyi angefeuert, so Daniel Ahmad von Niko Partners. Die Behörden befürchteten alerdings, dass sie "obszöne inhalte und das Risiko politischer Metaphern" enthielten.

Die neuen Regeln träfen vor allem kleinere Publisher hart, so Ahmads Einschätzung, da größere Firmen die entsprechenden Ressourcen dazu besäßen, sich mit Patches immer wieder schnell auf geänderte Regeln einzustellen. Einige kleinere Firmen dagegen hätten bereits den "Approval Freeze" im vergangenen Jahr nicht überlebt. Branchen-Riesen wie Tencent dagegen hätten teils schon proaktiv Probleme erkannt und gebannt. So seien etwa ihre Spiele für minderjährige Nutzer mit einem "Anti-Abhängigkeits-System" ausgestattet worden, welches sich später zur industrieweiten Norm entwickelt hätte. Ein namentlich nicht genannter Marketing-Manager eines großen Poker- und Majongspiel-Hestellers äußert sich gelassen gegenüber Techcrunch: "Uns wird es nicht betreffen, da wir früh im Markt präsent waren und eine große Anzahl an Lizenzen angehäuft haben".