Riot Games - Nach Sexismus-Beschwerden: Über 150 Mitarbeiter legen die Arbeit nieder

Riot Games
07.05.2019 16:01, Jan Wöbbeking

Riot Games - Nach Sexismus-Beschwerden: Über 150 Mitarbeiter legen die Arbeit nieder

Die Spiele-Branche hat laut Kotaku.com ihren ersten größeren Streik: Das Magazin berichtet davon, dass gestern über 150 Mitarbeiter von Riot Games (League of Legends) ihre Arbeit niedergelegt hätten, um auf dem Firmengelände ihren Unmut über erzwungene Schlichtungspraktiken kundzutun. Anlass für die angespannte Lage waren im vergangenen Jahr Beschwerden einiger ehemaliger und aktueller Mitarbeiter über Sexismus und Belästigungen am Arbeitsplatz (wir berichteten).

Im Interview mit Kotaku verlangt etwa "Social Listening Strategist" Jocelyn Monahan vom Management, dass sie nicht weiter von Schlichtungsklauseln Gebrauch machen sollten - und zwar bei ehemaligen, aktuellen und künftigen Angestellten. Laut Kritikern zwängen solche Klauseln Mitarbeiter dazu, ihre Beschwerden einem internen, privaten Schlichtungssystem ohne Jury oder Richter vorzulegen, statt nach Konflikten erfolgreich ein Gerichtsverfahren anzustrengen zu können.

Nachdem einige sich davor gefürchtet hätten, alleine aufzukreuzen, habe das Management grünes Licht gegeben, um Bedenken auszuräumen: "Wir respektieren Rioter, die sich dafür entscheiden, sich am Ausstand zu beteiligen und werden keinerlei Vergeltungsmaßnahmen tolerieren - weder für eine Teilnahme noch für eine Verweigerung derselben".

Vor kurzem habe es bei Google einen ähnlichen Ausstand mit 20.000 Mitarbeitern gegen erzwungene Schlichtungen gegeben, so das Magazin. Google habe daraufhin in Fällen von Belästigung auf diese Praxis verzichtet.

Neben konkreten Streitpunkten wie die Weiterbeschäftigung des Riot-CEO und -COO nach diversen Belästigungs-Anschuldigungen werden dem Management vor allem Lippenbekenntnisse vorgeworfen: "Bisher habe ich kein einziges Resultat unserer Diversitäts- und Inklusions-Bemühungen bei Riot gesehen. Ich habe keine einzige Metrik oder Nummer gesehen, die andeutet, dass Dinge sich verändert oder verbessert haben", so ein Streikteilnehmer.

Gegen Ende der Arbeitsniderlegung habe Monahan dem Management ein Ultimatum gesetzt: Sollte es bis zum kommenden "Riot Unplugged"-Treffen kein Versprechen gegen erzwungene Schlichtungen geben, werde man "weitere Maßnahmen" ergreifen. Riot-Autor Indu Reddy habe in einem Gespräch mit Kotaku erläutert, dass er sich auf befürchtete Vergeltungsmaßnahmen vorbereite. Die Geschäftsleitung sei keine geschlossene Einheit, so dass Versprechen von Teilen des Managements nicht zwingend auch für andere Mitglieder gelten müsse.

Die gestrige Stimmung sei aber allgemein positiv gewesen, so "Robin", ein Organisator für die Gewerkschafts-Initiative "Game Workers Unite". Er hoffe, dass die Aktion auch andere Firmen inspiriere, so Robin, "Dies wird ein gewaltiges Vorbild für Leute sein, die wissen, dass es für sie möglich ist, ihre Arbeitsbedingungen zu verbessern".