Sony: Partnerschaft mit Microsoft überraschte die Mitarbeiter der PlayStation-Sparte; Cloud-Gaming als Zukunft

Sony
20.05.2019 18:19, Marcel Kleffmann

Sony: Partnerschaft mit Microsoft überraschte die Mitarbeiter der PlayStation-Sparte; Cloud-Gaming als Zukunft

In der vergangenen Woche verkündeten Microsoft und Sony eine strategische Partnerschaft zur gemeinsamen Entwicklung einer Game-Streaming-Technologie und zum Hosting einiger der Online-Services von PlayStation auf der Cloud-Plattform Microsoft Azure (wir berichteten). Die Nachricht über die strategische Partnerschaft hat auch die Mitarbeiter der PlayStation-Sparte von Sony überrascht, meldet Bloomberg , denn die Verhandlungen mit Microsoft begannen im vergangenen Jahr und wurden direkt vom Senior Management von Sony in Tokio geführt, weitgehend ohne die Beteiligung der PlayStation-Sparte. Die hochrangigen PlayStation-Manager mussten ihre Mitarbeiter nun beruhigen und ihnen versichern, dass die Pläne für die nächste Konsolen-Generation nicht beeinträchtigt wären.

Die Partnerschaft war ebenfalls überraschend, da Sony mit PlayStation Now über ein eigenes Cloud-Gaming-Angebot verfügt, das bisher nicht so richtig durchgestartet ist. Der Dienst hat inzwischen 700.000 zahlende Kunden, aber die Entscheidung, ihn intern (also bei Sony) zu hosten, hat immer wieder zu Beschwerden in Bezug auf die Konnektivität nach sich gezogen.

In dem Bloomberg -Bericht ist die Rede davon, dass Cloud Computing stetig wichtiger werde und wenn Unternehmen nicht Milliarden von Dollar pro Jahr für Rechenzentren, Server und Netzwerkgeräte ausgeben würden, könnten sie in diesem Bereich nicht mehr mithalten - zumal Amazon und Google (Stadia) eigene Cloud-Gaming-Dienste aufbauen. In dem Kontext stellte Kenichiro Yoshida (Chief Executive Officer von Sony) fest, dass der eigene Cloud-Gaming-Service nicht ausreichen wird. Er sah sich gezwungen, mit Microsoft zusammenzuarbeiten, anstatt sich mit dem "alten Gaming-Nemesis" auseinanderzusetzen.

"Sony fühlt sich durch diesen Trend und das mächtige Unternehmen Google bedroht und hat sich entschieden, den Aufbau seiner Netzwerkinfrastruktur Microsoft zu überlassen", sagte Amir Anvarzadeh, Stratege von Asymmetric Advisors bei Bloomberg.

Cloud-Gaming ist noch Zukunftsmusik, vor allem wenn man die verfügbaren Internet-Bandbreiten betrachtet - sowie die (nach wie vor) vorhandenen Latenz- und Qualitätsprobleme. Laut IHS Markit soll Cloud-Gaming bis 2023 nur zwei Prozent des Umsatzes der gesamten Spiele-Branche ausmachen. Deshalb werden Sony und Microsoft ihre Next-Generation-Konsolen weiter vorantreiben, die im nächsten Jahr erscheinen sollen (PlayStation 5, Xbox Lockhart und Xbox Anaconda). Die Sicherung des Zugangs zu Microsoft Azure ist für Yoshida vielmehr die Absicherung gegen ein Zukunftsszenario, in dem Cloud-Gaming dazu führt, dass Konsolen obsolet werden.

Die Zusammenarbeit von Microsoft und Sony könnte auch dazu führen, dass Azure und nicht die Dienste von Amazon oder Google zur Standard-Plattform der Spieleindustrie für Cloud-Gaming werden könnte. Dennoch könnte es ein langfristiger Nachteil für Sony sein, dass sie auf die Cloud-Technologie eines direkten Konkurrenten angewiesen sind. "Dieser Schritt wirft einige ernsthafte Fragen über die zukünftige Dominanz [von Sony] auf", sagte Anvarzadeh von Asymmetric Advisors.

Unabhängig davon, wann und ob Cloud-Gaming an Fahrt gewinnt, wird auch die Sicherung exklusiver Spiele bzw. Inhalte entscheidend sein, so Piers Harding-Rolls, Leiter der Abteilung Games Research bei IHS Markit.