Valve Software - Vom Spiele-Entwickler zum Plattform-Betreiber mit Fokus auf Profitmaximierung

Valve Software
09.06.2019 14:51, Marcel Kleffmann

Valve Software - Vom Spiele-Entwickler zum Plattform-Betreiber mit Fokus auf Profitmaximierung

"Erfolg ist ein schlechter Lehrer", schrieb eine anonyme Person bei Hacker News , die behauptet, längere Zeit für Valve Software gearbeitet zu haben - und spielte damit auf den Wandel vom Spiele-Hersteller (Half-Life, Portal, Left 4 Dead) zum Betreiber einer Plattform (Steam) mit Fokus auf Profitmaximierung an. Die Person führt aus, dass Valve Software entdeckt hätte, dass sich mit Mikrotransaktionen für kosmetische Sachen sehr viel Geld verdienen lässt und seither jedes Team in dem Unternehmen diesem Ideal hinterherlaufen würde. Der vermeintlich ehemalige Mitarbeiter erklärte, dass er/sie bei Valve tätig war, bevor die offene Entwicklung von Artifact begann. Zu dem Zeitpunkt waren keine weiteren Spiele in Entwicklung. Left 4 Dead 3 wurde kurz vorher eingestellt und eine Alibi-/Pseudo-Crew hätte an der Vorproduktion von Half-Life 3 gearbeitet, das seiner/ihrer Ansicht nach niemals erscheinen wird.

Alles und jeder bei Valve Software würde sich auf kosmetische Artikel und "die Wirtschaft" der drei großen Spiele (DOTA 2, Counter-Strike: Global Offensive und Team Fortress 2) kümmern. Ein langjähriger Mitarbeiter meinte sogar im Gespräch mit dem Ex-Angestellten, dass Valve Software nie wieder ein Einzelspieler-Spiel machen werde, weil es die Mühe nicht wert sei. Portal 2, meinte er, hätte 200 Millionen Dollar Gewinn gemacht. Peanuts im Vergleich zu den Hunderten Millionen von Dollar, die sie pro Jahr mit dem Verkauf von digitalen Hüten und Skins/Paintjobs für Waffen machen würden, wobei die meisten dieser Items gar nicht von den Mitarbeitern von Valve Software erstellt werden, sondern von den Spielern selbst (Verkauf via Marktplatz).

Auch die Arbeitsbedingungen, in dem Unternehmen, das auf flache Hierarchien setzt, werden kritisiert. Es heißt: "In Wirklichkeit solltest du an dem arbeiten, was auch immer die Leute um dich herum für sinnvoll halten - oder du wirst schnell gefeuert. Weniger als die Hälfte der neuen Mitarbeiter schafft es bis zum Ende des ersten Jahres. Das bedeutet in der Regel, das zu tun, was die Ältesten im Team für wichtig halten, sowohl weil sie schon längere Zeit dort sind als auch weil sie hinter den Kulissen eine enorme Macht ausüben können. (...) Das Problem bei einem Unternehmen ohne definierte Berufsbezeichnungen oder explizite Rangfolge ist, dass es trotzdem eine Rangfolge gibt, aber diese ist unsichtbar und damit zu leugnen. Ich arbeitete dort mit einigen sehr klugen Leuten zusammen, aber es war die dysfunktionalste und kaputteste Arbeitsumgebung, die ich je gesehen habe."

Eine weitere Person, die nachweislich bei Valve Software gearbeitet hat, kommentierte den Beitrag und stimmte der Beschreibung des Arbeitsklimas weitgehend zu. Er fügte hinzu, dass die "Schattenpolitik" aufgrund des Mangels an Struktur jedoch nicht das Hauptproblem sei. Das Hauptproblem sei vielmehr die innerbetriebliche Kommunikation zwischen den unterschiedlichen Teams. Dennoch würde Valve Software bei messbaren Unternehmensfaktoren ziemlich gut dastehen.

Auch das Nachrichtenmagazin The Week beschäftigte sich (in einem Artikel mit Überblick-Charakter) mit dem Wandel von Valve Software vom Software-Hersteller zum Betreiber einer Plattform mit Fokus auf Profitmaximierung. Dennoch sollte man bei den Ausführungen des anonymen Mitarbeiters im Hinterkopf behalten, dass seine Tätigkeit bei Valve Software nicht belegt wurde, obwohl sich seine Beschreibung mit dem Bericht von The Week deckt.