Spielkultur: Komitee des Britischen Unterhauses fordert, Beutekisten mit Glücksspiel gleichzusetzen
Die Einschätzung des "Digital, Culture, Media and Sport Committee" (DCMS) ist Teil des "Report on immersive and addictive technologies" . Sie stützt sich u.a. auf monatelange Parlaments-Anhörungen mit Technologie- und Spiele-Firmen. Zufällig ausgeschüttete Belohnungen, die sich nur mit Erfolg im Spiel bzw. reiner Spielwährung verdienen lassen, sollten aber nicht entsprechend reguliert werden.
Sobald reales Geld ins Spiel kommt, sehe die Lage anders aus: Dann sollten solche Spiele eine Kennzeichnung darüber bekommen, dass Glücksspiel enthalten ist - sowie eine entsprechende Alterseinstufung. Empfohlen wird die gleiche Praxis, wie sie bei klassischem Glücksspiel nach dem "Gambling Act" aus dem Jahr 2005 gängig ist, so das Fazit des Reports.
Laut The Guardian ist das in Großbritannien bislang nicht der Fall, weil die gewonnenen "Gegenstände" keinen monetären Wert besäßen. Der Report habe allerdings Beweise dafür gehört, dass Gewinne aus entsprechenden Kisten gegen Geld engetauscht werden könnten. Zudem würden sie oft so eingesetzt, dass Entwickler von den "Problemen von Glücksspielsüchtigen profitierten". Der Vorsitzende des Komitees Damian Collins erläutert, dass Beutekisten für Unternehmen besonders lukrativ seien - das allerdings zu einem gesellschaftlich hohen Preis, vor allem für Glücksspielsüchtige und Kinder, die potenziellen Gefahren ausgesetzt würden:
"Eine Beutekiste zu kaufen ist ein Spiel mit dem Glück, und es wird höchste Zeit, dass die Glücksspiel-Regeln sich der Zeit anpassen. Wir fordern die Regierung auf, zu erklären, warum Beutekisten vom Gambling-Act ausgeschlossen werden sollten!"
Eine Studie der Glücksspiel-Komission sei 2018 zum Ergebnis gekommen, dass 31% der Kinder zwischen elf und 16 Jahren bereits Geld für Beutekisten ausgegeben hätten, in einem Fall habe ein Spieler von jährlichen Ausgaben von bis zu 1.000 Pfund pro Jahr berichtet, die er in Hoffnung auf bessere Fußballer in die FIFA-Reihe investierte. Kognitionspsychologen hätten im Report dargelegt, dass solche Spielbestandteile in dieser Art designt worden seien, um psychologische Mechanismen mit glücksspielähnlichen Verhaltensweisen auszunutzen.
Einige Wissenschaftler hätten allerdings erklärt, dass die Studienlage zu Effekten glücksspielähnlicher Features noch zu dünn sei, um klare Schlüsse daraus zu ziehen. Ein Grund dafür sei, dass die Industrie zu wenig Daten zum Thema veröffentlicht habe. "Shadow DCMS Minister" Tom Watson von der Labour-Partei sieht sich durch den Report in seinem Vorhaben bestärkt, den Gambling-Act aus dem Jahr 2005 komplett zu ersetzen.
Der Chef des britischen Branchenverbands UKIE, Dr. Jo Twist, kommentierte gegenüber der Zeitung: “Wir werden diese Empfehlungen mit äußerster Ernsthaftigkeit untersuchen und mit der Industrie beratschlagen, wie wir unser Engagement für die Sicherheit der Spieler besser demonstrieren können - insbesondere im Bezug auf Minderjährige und besonders verletzliche Personen."
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