Spielemarkt Europa: Französisches Gericht: Weiterverkauf von digitalen Spielen muss möglich sein; ISFE und Valve sind dagegen

Spielemarkt Europa
22.09.2019 13:50, Marcel Kleffmann

Französisches Gericht: Weiterverkauf von digitalen Spielen muss möglich sein; ISFE und Valve sind dagegen

Das "Tribunal de Grande Instance", ein Zivilgericht der ersten Instanz in Frankreich (vergleichbar mit dem Landgericht), hat entschieden, dass Kunden aus Europa, die Spiele auf Steam gekauft haben, das Recht haben, diese Spiele weiterzuverkaufen. Die aktuelle Regelung auf Steam würde gegen geltendes EU-Recht bzw. den freien Warenverkehr im EU-Binnenmerkt verstoßen. Französische Medien berichteten via Heise und Kotaku in den vergangenen Tagen über diese Entscheidung. Geklagt hatte die Verbraucherorganisation UFC-Que Chosir.

"Insbesondere fand das Gericht die Verteidigung von Valve [Software] nicht überzeugend, dass Steam ein Abonnement-Service [ohne Abo-Gebühren, aber mit einem Nutzerkonto] sei. Infolgedessen erklärte das Gericht, dass es den Nutzern erlaubt sein sollte, Steam-Spiele weiterzuverkaufen", heißt es bei Kotaku . Wenn sich Valve Software als Steam-Betreiber weigert, die Nutzungsregeln zu ändern und die Entscheidung des Gerichts innerhalb eines Monats auf Steam umzusetzen, muss das Unternehmen eine Geldstrafe von bis zu 3.000 Euro pro Tag für bis zu sechs Monate zahlen. Valve Software will Einspruch gegen das Urteil einlegen. "Die Entscheidung [des Gerichts] wird keine Auswirkungen auf Steam haben, während der Fall in der Berufung ist", steht in einer E-Mail, die an Kotaku ging.

Sollte das Urteil bestätigt werden, könnten sich der Online-Markt für Videospiele stark verändern - sowohl auf PC als auch auf Konsolen, da fast alle anderen digitalen Vertriebsplattformen ähnlich wie Steam funktionieren.

Die Interactive Software Federation of Europe (ISFE) ist hingegen der Ansicht, dass dieses Urteil im Widerspruch zum geltenden EU-Recht stehen würde und im Berufungsverfahren aufgehoben werden sollte.

Simon Little (CEO des Interessenverbands) erklärte in einer Stellungnahme : "Dieses französische Urteil steht im Widerspruch zu dem geltenden EU-Recht, das die Notwendigkeit anerkennt, digitale Downloads vor der einfachen Reproduktion im Internet zu schützen. Diese Entscheidung würde, wenn sie gilt, dramatische und negative Auswirkungen auf die Investitionen in die Entwicklung, Produktion und Veröffentlichung von nicht nur Videospielen, sondern der gesamten Produktion des digitalen Unterhaltungssektors in Europa haben. Wenn die europäischen Urheber ihre Investitionen und ihr geistiges Eigentum nicht schützen können, werden die Auswirkungen sowohl für die Industrie als auch für die Verbraucher verheerend sein".

Nach dem EU-Urheberrecht muss bei digitalen Produkten und Streaming-Diensten jede Nutzung der Genehmigung des Rechteinhabers unterliegen und das Urheberrecht erlischt nicht mit dem ersten Verkauf - wie bei physischen Gütern. Sachgüter unterliegen dem "Vertriebsrecht" und der "exhaustion doctrine" (Erschöpfungsdoktrin), was bedeutet, dass der Käufer das Recht hat, die Güter weiterzuverkaufen, wenn sie mit Genehmigung des Urhebers erstmals in Verkehr gebracht wurden. Dies gilt nicht für digitale Downloads, die dem "öffentlichen Informationsübermittlungsrecht" unterliegen, d.h. der Käufer hat kein Recht, sie ohne Zustimmung des Rechteinhabers weiterzuverkaufen, fasst der ISFE zusammen.

Auszug aus den Steam-Nutzungsbedingungen : "Steam ist ein von Valve angebotener Online-Dienst. Sie werden Abonnent von Steam (nachfolgend 'Abonnent'), indem Sie die Registrierung eines Benutzerkontos bei Steam durchführen.  (...) Als Abonnent erhalten Sie gegebenenfalls Zugang zu bestimmten Leistungen, zu Software und Inhalten, die Abonnenten bereitgestellt werden. Die Client-Software von Steam sowie jegliche sonstige Software und sonstigen Inhalte und Updates, die Sie über die Steam-Plattform herunterladen oder auf die Sie über die Steam-Plattform zugreifen – gemeint sind hier im Sinne einer nicht abschließenden Aufzählung insbesondere Videospiele von Valve oder von Drittanbietern sowie in Spielen enthaltene Inhalte, zu Hardware gehörige Software, aber auch virtuelle Gegenstände, mit denen Sie auf dem Steam Abonnement-Marktplatz Handel treiben bzw. die Sie verkaufen oder kaufen – werden in der vorliegenden Vereinbarung als 'Software' bezeichnet, wobei das Zugriffs- und Nutzungsrecht hinsichtlich der vertragsgegenständlichen Leistungen sowie die über die Steam-Plattform zugängliche Software und/oder zugänglichen Inhalte in der vorliegenden Vereinbarung als 'Abonnement(s)' bezeichnet werden."

Kommentare
t34sing

gibt's dazu was neues?

vor 4 Jahren
Liesel Weppen

Ich Grunde hast Du ja bei Steam und co. nicht mal nen Verleih. Du hast nur ein Abbo .
Was ist der Unterschied zwischen einem Verleih und einem Abo?
Beim Verleih kann ich mir Einzelstücke zum leihen aussuchen, die dann auch Einzel(leih)preis kosten. Beim Abo kriege ich das was im Abo drin ist halt automatisch verliehen, ohne direkte Wahl.

Ausserdem hat das Gericht genau das gekippt: Steam ist nach deren Ansicht eben kein Abodienst.

Wo man genau die Grenze zieht, muss man jetzt wohl klären.

vor 5 Jahren
TestABob

?!
Versteh ich jetzt nicht. Was macht denn dann ein Verleih? Hat der keine Nutzungsregeln (Lizenzbedingung)? Würde mich wundern, wenn sich da was geändert hat.

Ich Grunde hast Du ja bei Steam und co. nicht mal nen Verleih. Du hast nur ein Abbo .

„Steam Subscriber Agreement“ bzw. in deutsch „STEAM® ABONNEMENTVEREINBARUNG“.

https://store.steampowered.com/subscrib ... nt/german/

vor 5 Jahren
SethSteiner



Spreche ich von Keys? Nein!

Denk Dir mal die Keys weg. Die sind nur eine künstliche Limitierung der Lizenz und begrenzt auf Steam!

Woher nimmst Du die Annahme, dass man nur Spiele auf ein und der selben Platform kaufen und verkaufen kann?

Wenn der Weiterverkauf möglich sein muss, dann kann man natürlich auch ein auf Steam gekauftes Spiel an einen NICHT Steam Spieler verkaufen. Und dann ist der Steam Key total irrelevant!
Somit kann nach dem Verkauf keiner mehr nachvollziehen was dann mit dem Spiel passiert, da es sich nicht mehr im Steam Ökosystem befindet. Dass sind dann nur noch digitale Daten die jeder zig fach kopieren kann.

Außerdem ist verleihen etwas total anderes als verkaufen ! Und auch im Verleih von Software muss das erst mal überhaupt vom Lizenzeigner erlaubt sein. Bei vielen Spielen ist das nämlich nicht der Fall!

Desweiteren bestimmt der Eigner, wie er seine Software verkauft. Wenn er Dir nur eine Lizenz zur Eigennutzung verkauft, kann er Sie Dir auch jederzeit wieder entziehen! Du kannst Sie natürlich auch wieder zurückgeben.

Wie das dann monetär geregelt wird....also Du für die Zeit der Nutzung Geld bezahlt hast und ob Du etwas wieder bekommst wenn Du die Lizenz zurück gibst...steht im Vertrag (siehe Steam).

Im übrigen haben Spieler nicht mal das recht, Let's Plays zu machen. Das ist eine öffentliche Aufführung und die muss der Lizenzeigner genehmigen. Fast alle (außer Nintendo nur mit speziellen Verträgen) billigen das, weil Sie dadurch kostenlos Werbung erhalten. Trotzdem wäre es eigentlich nicht erlaubt. Nur mit Zustimmung. Deshalb fragen auch Youtuber bei den Spieleentwicklern vorher an, ob Sie das Let's Play machen und monetarisieren dürfen.
Ich sehe keinen Grund den Key wegzudenken, da der Key quasi der Fingerabdruck des Spiels ist. Klar gibt es auch noch komplett DRM freie Titel wie bspw. auf GoG aber auch hier gibt es sicherlich im Hintergrund Keys (die kann man ja auf GoG auch aktivieren), womit man Spiele von den jeweiligen Plattformen wo man sie bezieht und nutzt aktiviert und im Fall von Gebrauchthandel theoretisch auch problemlos deaktivieren könnte.

Ansonsten ist die ganze Lizenzgeschichte halt das Problem, Videospiele sind nun Mal keine Photoshop-Lizenz. Wie schon in einem anderen Beitrag gesagt, man verkauft keine Lizenzen, man vermietet auch nichts, man verkauft ein Produkt und die Rechtmäßigkeit aller Einschränkungen ist zumindest fragwürdig. Das Gerichtsurteil beweist das. Das was man denkt was "die" naturgemäß so dürfen und für Recht haben weils in irgendwelchen EULAs und AGBs geschrieben steht, ist nicht so sicher und daran ist auch nichts verkehrtes. Es gibt gar keinen Grund, warum die "Lizenzinhaber" bzw. Produzenten überhaupt diese Rechte besitzen sollten, was sie sogar geschafft haben in die Köpfe mancher Konsumenten zu bringen. Sie verkaufen ein Spiel und kriegen dafür gutes Geld, eine geradezu absurde Vorstellung, dass sie über den Verkauf hinaus noch das Recht haben sollten bspw. einem bspw. das Spiel wieder zu entziehen. Ich meine, nicht dass solche absurden Rechte existieren, das Urheberrecht ist bürgerrechts- und verbraucherfeindlich ohne Ende, ich sage nur Notenkopierverbot aber nichts desto trotz sollten solche besonderen Rechte eine gute Grundlage haben und die gibt es hier nicht. Und momentan muss man hinter der Rechtmäßigkeit von EULAs und AGBs ein klares Fragezeichen setzen, das erstreckt sich auch auf soetwas wie Let's Play. Nur weil jemand etwas claimt, heißt das nicht dass es auch rechtmäßig war. Youtube ist nicht die Justiz.

Sorry aber so ein Schwachsinn!

Wenn ich Dir meine Axt zur Nutzung überlasse (meine sogn. Lizenz) und Dir sage, dass Du Sie nicht verkaufen darfst (weil es meine ist!), dann darfst Du sie auch nicht weiterverkaufen.
Versteht sich irgendwie von selbst, oder?

Egal ob Ich 1000 oder 10.000 Äxte verleihe!
Stimmt. Das gilt aber eben nur für den Verleih. Weder Steam, Origins, GoG noch sonst ein Onlineshop ist aber ein Verleih. Sie sind keine Videotheken.

vor 5 Jahren