Mass Effect - Legendary Edition: Mass Effect: Ehemaliger Bioware-Autor äußert Bedenken zur Amazon-Serie

Mass Effect - Legendary Edition
29.11.2021 16:19, André Linken

Mass Effect: Ehemaliger Bioware-Autor äußert Bedenken zur Amazon-Serie

Seit kurzem ist bekannt, dass Amazon ernsthaft mit dem Gedanken spielt, die populäre Rollenspiel-Serie Mass Effect als Show für den hauseigenen Streaming-Dienst umzusetzen (wir berichteten). Was einige Fans in regelrechte Euphorie versetzt hat, sorgt bei anderen hingegen für Skepsis. Dazu zählt unter anderem David Gaider, der einst als Autor bei dem Entwicklerstudio Bioware tätig war. Via Twitter erklärte er, dass er sich große Sorgen hinsichtlich eines solchen Projekts macht.

Let me explain. (Thread)

— David Gaider (@davidgaider) November 25, 2021

Zum einen sehe er ein großes Problem darin, dass die Spieler bei Mass Effect selbst entscheiden konnte, ob der Protagonist männlich oder weiblich ist. Bei einer Serie sei das Geschlecht jedoch fest vorgegeben und somit die Hoffnungen von einem Teil der Fans umgehend zunichte gemacht. Auch der grundlegende Persönlichkeitsmangel der Hauptfigur stelle ein Problem dar.

"Ihr denkt, dass ich falsch liege? Bedenkt, wie viel von der Story auf die Gefährten ausgelagert wird. Erst durch sie erhalten die Spieler den größten Teil ihrer emotionalen Bindungen. Für sich gesehen sind die Protagonisten von Dragon Age und Mass Effect... nun ja, ziemlich langweilig. Das wird nicht funktionieren."
Laut Gaider gebe es noch viele andere Faktoren, die gegen eine Adaption der Mass-Effect-Spiele im Serienformat sprechen. Es sei ein nahezu unmöglich zu realisierendes Projekt – zumindest nicht, ohne sich den Ärger der Fans aufzuhalsen.

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Kommentare
ZombieDev

Das hat oft genug einen ganz simplen Grund: Auch Kreative wollen etwas zu Essen und ein Dach über dem Kopf haben.
Ich denke, dass kann man auch ohne sich auf Gedeih und Verderb dem Zeitgeist anzuschließen. Man mag es kaum glauben, aber z.B. auch ein Uwe Boll nagt jetzt nicht gerade am Hungertuch.

Ich glaube es geht vielen Kunstschaffenden weniger um elementare Bedürfnisse, sondern viel mehr um Status und Prestige. Es gibt natürlich auch leider viele Kunstschaffende, die von ihrer Kunst nicht leben können. Aber das lässt sich mMn nicht einfach darauf zurückzuführen, dass sie sich nicht dem Zeitgeist anschließen.

Im Gegenteil: Durch Internet, Patreon, Crowdfunding, Youtube, etc. ist es heute viel leichter, finanziell unabhängig zu werden und die Kunst zu machen, die man machen möchte.
Also wird das erschaffen, von dem man glaubt, dass es viele so haben wollen. Das war schon vor 100 Jahren so, das wird in 100 Jahren noch so sein.
Aber hier ist doch der Knachpunkt: WOLLEN die meisten Menschen das wirklich? Mein Eindruck ist eher, dass sich eine elitäre Film-Gesellschaft herausbildet, die sich gegenseitig bestätigt, sich aber recht wenig dafür interessiert, ob die Menschen, die ihre Filme schauen sollen, auch wirklich diese Inhalte mögen und brauchen. EInfach gesagt: Viele Menschen schauen Marvel-Filme weil sie unterhaltsam sind und dabei ist es wahrscheinlich vielen egal, ob der Cast nun divers ist oder nicht. Feiern tut man sich dafür aber in entsprechenden Kreisen trotzdem. Klassisches Entfremden vom eigenen Klientel eben. Sieht man ja in der Videospielbranche auch.

Es fällt eben mMn auf, dass in allen Medien angefangen wird, Repräsentationen um der Repräsentation willen, einzubaue , selbst wenn das gar nicht zur künstlerischen Vision, zum Universum oder den eigentlichen Charakteren passt. Stichwort "Tokenism". Ich schaue mir auch gerne auch feministische Filme an, Filme in denen es um die Probleme der verarmten schwarzen Bevölkerung geht, oder einfach Filme bei denen es diverse Charaktere gibt, die ihre eigenen kreativen Ideen haben, die auf sie als Charakter zugeschnitten sind. Damit hab ich absolut kein Problem.

Ein Problem bekomme ich immer erst dann, wenn ich das Gefühl bekomme, dass Checklisten abgearbeitet werden oder das "virtue signaling" betrieben wird, das auf Kosten künstlerischer Visionen gehen. Wenn es Kunstschaffenden wichtiger wird zu sagen: "Schaut mal, unser Film/Spiel/etc. ist divers. Wir haben XYZ repräsentiert und auch eine(n) ABC haben wir und auch ein(e) 123!" als sich zu überlegen ob XYZ, ABC und 123 überhaupt zu ihrer Welt und ihrem Universum passen. dann befremdet mich das persönlich einfach ziemlich.
Mit was will man als Künstler heute noch provozieren, wenn die meisten Menschen einem zustimmen, dass Sache X nicht gut ist und das Problem gelöst werden sollte?
Wir leben sicher nicht in einer Welt in der sich die Menschen in allen Problemen einig sind und im Grund einfach alle immer nur zustimmen. Du hast natürlich in sofern absolut recht, dass man mit Klassikern, wie etwa homsexuellen Beziehungen oder nackter Haut heute keine Skandale mehr produzieren kann. Wir sind da schon ein gutes Stück vorangekommen. Und das ist auch gut so!

Aber man kann heute noch genug provozieren und Menschen aufrütteln. Man kann z.B. von Uwe Boll halten was man will, ich mag auch nicht alle seiner Filme, aber anders als das weichgespülte Hollywood versucht Boll zumindest thematisch kontroverse Themen zu beleuchten, auch wenn das nicht allen gefällt und auch wenn Boll sicher kein Garant für hochwertige Filme ist. Aber er selbst bekommt es ja zu spüren, wie wenig die etablierte Elite von seine Art Filme zu machen hält.

Ich denke einfach, dass weichgespülte Unterhaltung schlicht viel bequemer und prestigeträchtiger ist, als sich zu überlegen, wo man in unserer Gesellschaft den Finger in die Wunde legen könnte.

Zuletzt bearbeitet vor 2 Jahren

vor 2 Jahren
Kajetan

Mich stört nur, wie Kreativschaffende sich oft unreflektiert an diesem Zeitgeist anbiedern und ihre eigene Kreativtität und ihr eigenes reflektiertes Denken über Bord werfen und anfangen sich Standards anzupassen nur weil es eben ALLE machen und man gerne Teil dieser "erhabenen" Gesellschaft sein möchte.
Das hat oft genug einen ganz simplen Grund: Auch Kreative wollen etwas zu Essen und ein Dach über dem Kopf haben. Also wird das erschaffen, von dem man glaubt, dass es viele so haben wollen. Das war schon vor 100 Jahren so, das wird in 100 Jahren noch so sein. Zumindest, solange wir in einer Gesellschaft leben, wo man Geld für den Lebensunterhalt verdienen muss.
Für mich ist Kunst aber immer auch etwas gesellschaftskritisches. In früheren Zeiten, in der konservative Intolerante die Nase rümpften, wenn Homosexuelle sich verliebten und zusammen sein wollten, waren gerade Kunstwerke, Filme, Bücher, etc. die die Schönheit homosexueller Liebe zeigten, avantgardistisch, geradezu rebellischer Natur, die dem herrschenden Zeitgeist auf die Füße trat.
Kunst kann das alles sein, muss aber nicht. Auch muss man berücksichtigen, dass der Kunst, die provokativ sein soll, dummerweise viele Themen abhanden gekommen sind, weil etliche provokativen Themen von Einst heute gesellschaftliche Norm sind. Kunst muss heute andere Themen besetzen, wenn sie aufregen soll. Was umso schwieriger ist, je breiter die Akzeptanzbereitschaft in einer Gesellschaft ist. Was ja GUT ist. Denn ich lebe lieber in einer solchen Gesellschaft, als mit provokanter Kunst von einer solchen zu träumen

Mit was will man als Künstler heute noch provozieren, wenn die meisten Menschen einem zustimmen, dass Sache X nicht gut ist und das Problem gelöst werden sollte?

Und dann muss man sich die Frage stellen ... provoziert man, um Mißstände anzuprangern oder ist Provokation nur noch hohler Selbstzweck, Hauptsache es knallt geil und man erzeugt Aufmerksamkeit, um den Preis des Kunstwerks steigern zu können?

Abgesehen davon, "Mass Effect" ist keine Kunst, sondern rein kommerziell motiviertes Gebrauchsdesign, mit dem möglichst viel Umsatz zur großen Freude der Investoren erzielt werden soll. Gerade dort versucht man IMMER den jeweiligen Zeitgeist so umfassend wie möglich zu treffen, um möglichst viele Konsumenten erreichen zu können.

vor 2 Jahren
ZombieDev

Ich persönlich finde es nicht schlimm, dass sich der Zeitgeist ändert, im Gegenteil.

Mich stört nur, wie Kreativschaffende sich oft unreflektiert an diesem Zeitgeist anbiedern und ihre eigene Kreativtität und ihr eigenes reflektiertes Denken über Bord werfen und anfangen sich Standards anzupassen nur weil es eben ALLE machen und man gerne Teil dieser "erhabenen" Gesellschaft sein möchte. Für mich ist Kunst aber immer auch etwas gesellschaftskritisches. In früheren Zeiten, in der konservative Intolerante die Nase rümpften, wenn Homosexuelle sich verliebten und zusammen sein wollten, waren gerade Kunstwerke, Filme, Bücher, etc. die die Schönheit homosexueller Liebe zeigten, avantgardistisch, geradezu rebellischer Natur, die dem herrschenden Zeitgeist auf die Füße trat.

Heute hingegen sehen viele Kunstschaffende oft kaum noch ihr Wirken darin avantgardistisch zu sein, sondern viel mehr ihrem "virtue signaling" zu frönen und dabei nur vermeintlichen den sog. "Intoleranten" auf die Füße zu treten. Anstelle aber wie früher nach oben zu treten, die Reichen und Mächtigen zu kritisieren, tritt man heute immer mehr und viel lieber nach unten. Man hat sich eben im Kapitalismus gut eingerichtet, weshalb man es auch tunlichst vermeidet, diesen zu kritisieren oder deren Probleme alzu offen zu thematisieren. Man will ja keine potenziellen Investoren verschrecken, die sich auf den Schlips getreten fühlen. Da ist die einfache Mehrheitsgesellschaft natürlich ein besseres Ziel. Aus einer Elitenposition auf die Armen, die Mittellosen, den vermeintlich bösen Pöbel loszugehen, ist eben viel einfacher und bequemer, als sich mit denen anzulegen, die den eigenen Lebensstandard finanzieren.

Aber abgesehen davon, dass diese Problematik so tragisch wie spannend ist:

Was hat das jetzt alles mit der Aussage von "David Gaider" zu tun? Er hat doch eigentlich nur gesagt, dass es schwierig wird, einen Film/eine Serie über einen Protagonisten zu machen, der im Videospiel durch den menschlichen Spieler mit Leben und Persönlichkeit befüllt wird?

Der Einwand ist natürlich so richtig, wie belanglos mMn. Man kann ja 1000 Sachen mit der "Mass Effect" IP machen. Man kann die Serie vor der Shepard-Trilogie ansiedeln(Erstkontaktkrieg z.B.), man kann die Serie nach ME3 ansiedeln. Man kann sie WÄHREND ME3 ansiedeln. Oder irgendwo dazwischen. Eine Serie mit Liara als Shadow Brokerin wäre auch spannend. Es gibt wie gesagt unendlich viele Möglichkeiten.

"David Gaider" klingt, als wenn er davon ausgeht, dass es keine andere Möglichkeit gäbe, als Shepard zum Protagonisten zu machen. Ich verstehe aber nicht, wieso er davon ausgeht...?

Zuletzt bearbeitet vor 2 Jahren

vor 2 Jahren
Ryan2k22

Du bist dir sicher, dass die voluminöse und bei Bedarf tanzende Brust eines Dwayne Johnson kein sekundäres Geschlechtsmerkmal ist für Frauen? Wäre ich nicht so sicher.

vor 2 Jahren
listrahtes


So einfach ist es eben nicht. Brüste sind ja keine weiblichen Körpermerkmale, ich habe auch welche.
What? Das sind jetzt aber sprachliche Spielereien. Die männliche Brust gilt im Gegensatz zur weiblichen nicht als sekündäres Geschlechtsmerkmal eben da biologie eine Frau darauf nicht fokussiert. Wenn wir also von Brüsten als sexuelles Merkmal sprechen ist das immer die weibliche. Alles andere ist Wortklauberei ohne Kontext.

vor 2 Jahren