Spielkultur: Ghost Story Games: Das nächste Projekt von Bioschock-Macher Ken Levine scheint in der Entwicklungs-Hölle zu stecken

Spielkultur
04.01.2022 12:31, Mathias Oertel

Ghost Story Games: Das nächste Projekt von Bioschock-Macher Ken Levine scheint in der Entwicklungs-Hölle zu stecken

Nachdem Take 2 Interactive und Studio-Chef Ken Levine (Bioshock-Serie) die Entscheidung trafen, Irrational Games aufzulösen und für das nächste Projekt der Entwickler-Ikone ein neues Team unter dem Namen Ghost Story Games auf die Beine zu stellen, blieb es weitgehend erschreckend ruhig um das Spiel. Mittlerweile sind acht Jahre ins Land gezogen, in denen nicht nur der ursprünglich vorgesehene Veröffentlichungs-Termin 2017 wieder und wieder verschoben wurde. Es gibt immer noch keinen Namen für das Projekt. Und wie einem umfangreichen Bericht auf Bloomberg zu entnehmen ist, der vom normalerweise gut informierten Branchen-Insider Jason Schreier stammt, scheint das ambitionierte Projekt in der so genannten Entwicklungshölle festzustecken.

Grund dafür soll u.a. die von Ken Levine geforderte sowie von Take 2 unterstützte Firmenkultur sein. Der Publisher gewährt dem exzentrisch scheinenden Chef-Designer sämtliche kreativen Freiheiten und stellt ihn und sein Team unter keinen "Abgabedruck". Dieses Fehlen jeglicher sogenannten "Crunch"-Phasen (eines der Spezialgebiete von Jason Schreier) ist eigentlich positiv einzuschätzen, scheint aber zusammen mit dem Führungsstil Levines dafür zu sorgen, dass der Titel über lange Zeit keine ernst zu nehmenden Fortschritte gemacht hat. Das Projekt wurde mehrfach neu gestartet, bestehende Systeme wurden durch "Launen" über Bord geworfen und frisch entwickelt. Dass zudem zahlreiche Mitarbeiter das ohnehin kleine Team verlassen haben bzw. verlassen mussten, hat die Entwicklungszeit ebenfalls verlängert.

Take 2 scheint dem Bioshock-Macher jedoch weiter komplett freie Hand zu geben. Man sei überzeugt, dass am Ende ein großartiges Spiel herauskomme. Und nach Aussage von Mitarbeitern scheint tatsächlich das Licht am Ende des Entwicklungs-Tunnels näher zu kommen. Einschränkend wird aber hinzugefügt, dass es dennoch noch mindestens gut zwei Jahre bis zu einer Veröffentlichung dauern könnte.

Auf Nachfrage seitens Bloomberg wurde weder von Take 2 noch von Ken Levine reagiert. Dementsprechend werden sich Spieler weiterhin in Geduld üben müssen, bis mit einer offiziellen Ankündigung, geschweige denn erstem Material zu rechnen ist. Es kann derzeit sogar davon ausgegangen werden, dass das bei Cloud Chamber in Entwicklug befindliche Bioshock 4 (Arbeitstitel) noch vor dem neuen Levine-Projekt veröffentlicht wird.

Kommentare
Temeter 

Hm, das ist alles schon irgendwie schräg. Jetzt es keine Crunch-Phasen mehr, und es wird sich trotzdem groß beschwert. Und teils sogar darüber, dass Levine alle Entscheidungen trifft? Im Artikel hört es sich ja fast so an, als ob man sich Crunch wünsche, um das Projekt auf Biegen und Brechen über die Ziellinie zu bringen. Scheint dem Sinn des Studios zu widersprechen. Praktisch der Publisher aufgerufen wird, mehr Zügel anzulegen?

Abseits davon wirft gerade LeKwas Post für mich auch ein par weitere Fragen auf; der Schreier liefert mit seinen Reports meist eine sehr einseitige Perspektive, wenn ich das richtig verstehe. Er sammelt über einen längeren Zeitraum Material von Entwicklern, bzw ehemaligen Entwicklern, die mit dem Status Quo unzufrieden sind. Es ist also kaum überraschend, wenn das etwas sehr Negatives bei rauskommt. Manche der Kritiken scheinen ja geradezu darauf abzuzielen, dass man nicht mit Levines Design-Entscheidungen zufrieden war, was, wie gesagt, ziemlich schräg bei einem Studio ist, das praktisch für den Mann aufgestellt wurde.

Dann widerum ist es nicht schwer vorstellbar, dass es anspruchsvoll ist, für den Mann zu arbeiten. Aber bei Levine denke ich mir auch, dass er den gleichen Einsatz zeigt, den er fordern mag.

KA, was ich davon halten soll.

Das Argument läuft wohl im wesentlichen darauf hinaus, dass Leute anno dazumal ja auch zum Beispiel mit Stanley Kubrick zusammengearbeitet haben, obwohl weithin bekannt war, wie schwierig die Arbeit mit ihm war. Sie taten's trotzdem, weil hinterher immer etwas bei rumkam, das man stolz auf's eigene CV anfügen konnte.
Kubrick wirkt manchmal aber auch wie ein Psychopath, wenn du dir zB Geschichten über The Shining anhörst. Dagegen scheint Levines Studio mit dem Mangel von Crunch Phasen sogar Fortschritte in die gegensätzliche Richtung zu machen, auch wenn er sonst ein fordernder Boss sein mag.

Zuletzt bearbeitet vor 2 Jahren

vor 2 Jahren
LeKwas

Afaik war der Typ auch eine Zeit lang mal Gamergater, ehe er sich von der Gruppe distanzierte, aber das nur am Rande.

Das Argument läuft wohl im wesentlichen darauf hinaus, dass Leute anno dazumal ja auch zum Beispiel mit Stanley Kubrick zusammengearbeitet haben, obwohl weithin bekannt war, wie schwierig die Arbeit mit ihm war. Sie taten's trotzdem, weil hinterher immer etwas bei rumkam, das man stolz auf's eigene CV anfügen konnte.

Zuletzt bearbeitet vor 2 Jahren

vor 2 Jahren
Todesglubsch

Ich lass das mal hier (Reaktion eines anderen Entwicklers auf den Artikel):
Der Mann kommt mir jetzt aber auch nicht wirklich sympathisch rüber.
Scheint wohl zu meinen, wenn die Hände nicht bluten, dann hätte man nichts wirkliches erbracht.

vor 2 Jahren
LeKwas

Ich lass das mal hier (Reaktion eines anderen Entwicklers auf den Artikel):


Levines Projekt erinnert mich stark an Duke Nukem Forever, da wurde ja auch ständig neu angefangen, weil George Broussard es so wollte.

Zuletzt bearbeitet vor 2 Jahren

vor 2 Jahren
Kajetan

Nun, das ist wenig überraschend.

Levine gehörte damals eigentlich in Behandlung wegen Burn-Out und nicht wieder sofort als Chef eines Studios eingesetzt.

vor 2 Jahren