Allgemein: Videospiele als Training für Soldaten?

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15.02.2006 13:15, Benjamin Schmädig

Videospiele als Training für Soldaten?

Wenn heute ein Soldat aus Europa oder Nordamerika in den Kampf zieht, ist er mit hoher Wahrscheinlichkeit mit Spielen aufgewachsen. Dazu gehören natürlich auch Titel im Stil von Medal of Honor oder SOCOM. Aber wie realistisch ist das Bild, welches derartige Spiele vom Krieg zeichnen? Ein Artikel der gestrigen Washington Post geht dieser Frage nach und hat verschiedene Soldaten zu ihren Erfahrungen befragt.

"Ich habe mich wie in einem großen Videospiel gefühlt. Es hat mich nicht einmal gestört, zurück zu schießen. Es war ein natürlicher Instinkt. Bumm! Bumm! Bumm! Bumm!", beschreibt z.B. der 29-jährige Pionier Sinque Swales seine einjährige Erfahrung im Irak. "Die Rebellen haben von der gegenüber liegenden Seite der Brücke gefeuert [...] Wir haben Luftunterstützung von einem Hubschrauber angefordert [...] Ich konnte gar nicht glauben, dass ich das sehe. Es war wie in 'Halo'. Es wirkte nicht einmal echt, aber das war es."

Konteradmiral Fred Lewis, der für die National Training System Association verantwortlich ist, beschreibt es mit den folgenden Worten: "Es hat einen großen Wandel in der Art und Weise gegeben, wie wir uns auf den Krieg vorbereiten und die Soldaten, welche wir heute trainieren, sind jene Kinder, die mit dem Gameboy aufgewachsen sind. Wir trainieren natürlich auch im Feld, aber Simulationen zu nutzen ist nicht nur natürlich, sondern auch notwendig."

"Die Technologie der Spiele hat eine Revolution in der Kunst der Kriegsführung hervorgerufen", behauptet der ehemalige Befehlshaber David Bartlett und fügt in Bezug auf den weiter oben zitierten Swales hinzu: "Als für ihn die Zeit kam, seine Waffe abzufeuern, war er bereit. Und er war vor allem dazu fähig, es zu tun. Seine Erfahrungen, die er bis zu diesem Zeitpunkt mit seinem Training und dem Spielen von u.a. 'Halo' gesammelt  hatte, ermöglichten ihm das."

Bartlett zeichnet übrigens für die Militär-MOD 'Marine Doom' verantwortlich. Und er begründet den Nutzen der Spiele damit, dass heutige Soldaten nicht wie ihre Vorfahren erst alles über Waffen und Gefechts-Situationen lernen müssen, sondern bereits über eine gewisse Kampf-Erfahrung verfügen.