Heavy Rain: Gefühle & Spielzukunft

Gotcha. Quantic Dream hat mich voll erwischt. Egal, was die Jungs aus Heavy Rain (ab 17,91€ bei kaufen) machen - ich kaufe es! Kein anderer E3-Trailer konnte mich so faszinieren wie diese weibliche Charakterstudie. Diese letzten Sekunden mit Tränen in den Augen und dem Revolver in der Hand waren das Beste, was ich bisher aus Los Angeles gesehen habe - direkt danach kam Assassin`s Creed.

Während in anderen E3-Kinos geballert, gefeuert und mit Polygonrauchwolken gerasselt wird, so dass man kaum noch zwischen all dem Actionwust von Gears of War, Haze, Enemy Territory: Quake Wars, Frontlines: Fuel of War, Halo 3, Lost Planet über Crysis, Army of Two bis hin zu Battlefield 2142 unterscheiden kann, zeigt ein Entwickler hier, dass die Spielebranche in Sachen Emotionen und Mimik noch in den Kinderschuhen steckt - und zwar in den ganz mickrigen.

Wer will nach dem Auftritt dieser Lady noch Lara Croft? Das 90-60-90-Babe als Köder für  Zocker wird irgendwann hoffentlich nur noch ein Schattendasein führen. Heavy Rain beweist eindrucksvoll, dass man Frauen nicht nur als Abziehbild und Klischee, sondern als tiefe Charaktere darstellen kann. In diesem kleinen Video passiert auf den ersten Blick nichts. Aber auf den zweiten Blick entdeckt man eine größere Dramaturgie, eine intensivere Entwicklung als in Halo 2 und Half-Life 2 zusammen: Aus einer unsicheren jungen Frau, die nervös zum Casting kommt wird eine deprimierte, dann eine verzweifelte, dann eine schluchzende und vermeintlich schwache Geliebte, die dann plötzlich den Suizid gegen die Rache eintauscht. Eiskalt, wütend, faszinierend.

Was ist da alles in Zukunft möglich? Nach diesen Szenen freue ich mich richtig auf die nächsten Jahre. Schon mit Fahrenheit hat Quantic Dream gezeigt, wie kreativ sie sind, wenn es darum geht, alte Strukturen aufzubrechen, Regie zu führen und neue Pflanzen sprießen zu lassen.

Sex sells? Meinetwegen. Aber Soul sells noch besser!