Capcom: Hitspiele fast eingestellt

Capcom
10.02.2007 16:13, Julian Dasgupta

Capcom: Hitspiele fast eingestellt

Lost Planet-Blogger Brian Dunn schließt seine Reihe von Entwicklerinterviews ab. Als Letzter stellt sich der ausführende Produzent höchstselbst: Keiji Inafune . Dieser arbeitet seit über 20 Jahren bei Capcom, welche zuletzt mit Dead Rising und eben Lost Planet zwei sehr erfolgreiche Xbox 360-Spiele abgeliefert hatten. Doch beinahe wäre es gar nicht dazugekommen. War es denn schwierig, die neuen Marken in der Firma durchzusetzen?

"Ja, sowohl bei Lost Planet als auch bei Dead Rising war das Management ursprünglich gegen die Entwicklung dieser Spiele. Für eine gewisse Zeit stand alles tatsächlich auf Messers Schneide, die beiden Projekte waren kurz davor eingestampft zu werden.

Aber ich wusste, dass Capcom da einfach durch musste, dass sie die Titel brauchen würden. Also tat ich im Verlauf mehrerer Monate mein Bestes, um die Entscheidungsträger davon zu überzeugen, dass diese Spiele das Zeug zum Hit haben würden, dass Capcom mit ihnen einen Gewinn machen wird. Es gab eine Zeit, in der ich in Betracht zog aufzugeben, aber ich bin froh, dass ich weiter zu den Projekten hielt und das Management überzeugen konnte."

Inafune kann die Sicht der Manager auch gut nachvollziehen. Schließlich sei Capcom eine japanische Firma, und die Xbox 360 habe in Japan einen schweren Stand. Außerdem wäre die Entwicklung von Next-Gen-Titeln extrem teuer und damit risikoreich: Lost Planet soll etwa 20 Millionen Dollar gekostet haben, das Marketing für das Spiel noch mal weitere 20 Millionen.

Der Produzent meint auch, dass die Überzeugungsarbeit halt zur Aufgabe eines Spieleentwicklers gehöre. Wer das nicht schaffe, könne auch keine guten Spiele machen.

Lost Planet und Dead Rising könnten seiner Meinung nach Meilensteine in der Geschichte Capcoms sein, die eine neue Ära einläuten, wie es seinerzeit Streetfighter II und Resident Evil gemacht haben.

Genau wie sein Kollege Jun Takeuchi denkt Inafune übrigens, dass japanische Spielehersteller Gefahr laufen, gegenüber westlichen Entwicklern ins Hintertreffen zu geraten. Unter anderem kritisiert er auch die Arbeitsbedingungen: So schufte ein Spieleentwickler "wie verrückt", erhalte aber nur ein vergleichsweise niedriges Gehalt. Inafune befürchtet, dass diese Branche dadurch immer unattraktiver für den Nachwuchs wird.

Dafür sei es aber bei amerikanischen Produktionen oft so, dass der Erfolg den Entwicklern schnell zu Kopf steigt und dementsprechende Auswirkungen auf das Ego hat. In Japan sei es anstrebenswert die Arbeits- und Lebensbedingungen zu verbessern, gleichzeitg aber darauf zu achten, dass niemand übermütig werde.