Kommentare
Joe100

Ich habe das Game nun auch durchgezockt
Grösstenteils bin ich auch der Meinung von Jörg.
Ich war anfangs auch etwas enttäuscht, der Anfang schien etwas lahm zu sein und der Tod von Joel den ich als Haupt Charakter sah war der erste dramatische Höhepunkt. Als ich dann auch noch Abby spielen musste war ich versucht das Gamepad wegzulegen, wie schon mehrmals erwähnt sehr mutig hier einen Wechsel der Perspektive einzubauen und wahrscheinlich auch der Grund des Shitstorms einiger Spieler. Ich blieb aber dabei nach etwas Ueberwindung und konnte mich mit Abby immer mehr anfreunden, spätestens als man sah was der Grunde für Abbys Hass auf Joel war.
Das Spiel wird mit der Zeit immer intensiver, ich kann mich kaum an ein Game erinnern dass mir die Intensität und die Dramatik so gut vermitteln konnte, da ich mit einem Surround Kopfhörer gespielt hatte verdichtete sich dieser Eindruck bei mir noch.

Letzten Endes kann ich sagen, dass ich es wieder mit einem Meisterwerk von Naughty Dog zu tun hatte welches an
Story Telling, Dramatik und Intensität kaum zu übertreffen ist und ich hoffe da kommt noch ein DLC oder so
Ich hoffe auch dass sich einige Entwickler hier etwas abgucken für die Zukunft.

vor 4 Jahren
Naviesh

Ich melde mich mal einen Monat später, weil ich eben erst TLOU2 beendet habe. Ich bin ganz ehrlich... für mich eines der besten Spiele, die ich jemals gespielt habe. Und ich habe wirklich einige gespielt. Ein absolutes Meisterwerk.

Ich möchte auch auf einige Punkte eingehen: Ich habe Mortal Kombat, Game Of Thrones und TWD gesehen und ja... alle genannten spiele/Serien sind deutlich brutaler von der physischen Komponente her. Und doch hat mich Joels Tod getroffen. Ich wusste gar nichts von dem, was dort passieren soll. Und dadurch bekam es eine andere Qualität. Ich glaube, dass ihr Euch durch eure vorkenntnisse sehr viel von dem Effekt im Spiel selbst genommen hat. Insofern bin ich das Gegenbeispiel zu Eike.

Und wenn Abby eine Soziopathin ist, was ist dann Ellie? Als Ellie schnitt ich einigen die Kehlen durch (einfach deswegen, weil ich keine andere Möglichkeit habe, als noch in Teil 1), komme zu einem TV-Sender und sehe aufgehangene Leichen mit heraushängenden Gedärmen und Ellie kommentiert mit:"Was sind das nur für Menschen, die sowas machen?". Und ich frage mich.. "Und was hast du 5 Minuten vorher mit drei anderen angestellt? Was für ein Mensch bist du?". Ellie ist da eben kein stück besser als Abby, besonders durch die Kommentare nach einem erfolgreichen Kill. Insofern ist es unfair nur Abby als Monster zu bezeichnen, wenn in dieser Welt fast jeder früher oder später zum Monster wird.

Bei beiden Bosskämpfen wollte ich einfach nicht gegen den anderen Kämpfen. Wenn ein spiel es schafft, dass ich als spieler streiken will, dann muss es ein besonderes sein.

Die Sichtweise durch Abby ist ein sehr guter Schachzug gewesen. Sowas findet man auch bei Büchern, wenn man z.B. aus der Sicht der Serienkillers erzählt bekommt. Nur ist es bei Abby so, dass sie eben auch nur ein Mensch ist, wie eben Ellie auch. Eigentlich könnten wir Menschen ja friedlich zusammen auf der Welt leben, das Problem ist nur der Mensch Und genau das zeigt das Spiel. Für mcih schon fast ein Lernmittel, um zu zeigen was GEwalt für Auswirkungen haben kann. Kommt in meine Top 3 der besten Spiele aller Zeiten. Danke für den Talk. War super interessant.

Zuletzt bearbeitet vor 4 Jahren

vor 4 Jahren
Infiltrate

Danke für die abwechslungsreiche Videodiskussion. Mich hätte noch interessiert, wie die anderen drei Redakteur*Innen das Spiel zusammenfassend bewerten. Das finde ich persönlich nämlich gerade sehr schwierig. Wenn man Last of us 2 auf eine Punktzahl runterdampfen MÜSSTE, welche würde es werden?

Achtung, ab hier kommt meine persönliche, spontane und unvollständige Interpretation. Und natürlich SPOILER.

Ich bin seit gestern Abend endlich durch, nachdem ich mich seit über zwei Jahren auf das Spiel freue (Teil 1 habe ich insg. 4x gespielt, zuletzt nochmal vor 6 Wochen). Und nun bin ich durch Teil 2 immer noch innerlich verstört. All das Leid, die Folter, die Folgen dieser Pandemie bei den Menschen. Das ist schon sehr trefflich dargestellt, und ganz schwierig auszuhalten.

Ich haue mal ein paar lose Gedanken in die Tastatur:
Bei Teil 1 hatte man nach kurzer Zeit ein Ziel, eine Mission, und die war: Menschheit retten. Dafür darf man über Leichen gehen. Wenn die Gegner dann noch zusätzlich als verkommen dargestellt werden, umso besser (Menschenesser, das böse Regime, Milizen). In Teil 2 gibt es das so nicht. Hier geht es nicht darum, etwas Gutes anzustreben, sondern einen riesigen Schmerz irgendwie auszugleichen. Ich habe richtig mitgelitten. Als Joel das Bein mit der Shotgun von Abby weggefetzt wurde, wusste ich, das war's. Ellie schreit schmerzverzerrt, dass er aufstehen soll. Doch ich spüre, das wird kein Happy Ending, sondern ein Abby Ending. Joel macht gar nichts, absolut wehrlos und KO. Ellie kann ihn diesmal nicht retten, nach all den Malen, wo es knapp war, gibt es diesmal keine magische Rettung. Das fand ich sehr schwer auszuhalten, möglicherweise auch, weil ich selbst Joel ja so oft als Hauptprotagonist des ersten Spiels gespielt und mich auch dadurch mit ihm identifiziert hatte. Gleichzeitig habe ich so ein Gefühl, als ob Joel angekommen ist. So wie bei dem großartigen Film Léon der Profi, als der verhärmte Léon zum ersten Mal ausschläft, ein mal nicht wachsam ist, es sich gut gehen lässt und genau in dem Moment schlägt der böse Stanfield zu. So hier auch: Joel, ist immer noch "fit", aber er rettet Abby, bereut vielleicht innerlich auch seinen bisherigen Weg zu einem gewissen Teil. Und deswegen wird er weich und tut Dinge, die er in Teil 1 niemals getan hätte. Da wurde er oft von anderen Gruppen als "crazy old man" bezeichnet, da er alles niedermetzelte. Und bereits hier fängt die repetetive Geschichte an: Joel hat für mich seinen Schmerz und Verlust über Sarah abgeschlossen, er kann endlich loslassen und verhält sich deswegen wieder menschlich. Er reicht sozusagen Abby die Hand. Doch diese kann diese metaphorische Entschuldigung nicht annehmen, ihr eigener Schmerz ist viel zu groß. Im Folgenden muss auch sie, so wie Joel, einen Leidensweg vollziehen um wieder menschlicher zu werden. Rache funktioniert nicht. Das Zulassen von Gefühlen und AKzeptanz dieser ist der einzige Weg zur Menschlichkeit.
Ellie gelingt das erst ganz zum Schluss: Erst als sie Abby wirklich töten kann und es fast tut, verspürt sie wieder Kontrolle. In dem Moment hat sie ihr Trauma bewältigt. Zwar nicht sonderlich gesund, aber SIE hat wieder Kontrollfähigkeit gewonnen, sie ist stärker als die Täterin Abby. Und deswegen kann sie sie verschonen, kann wieder menschlich sein. Daraufhin lässt sie ihre Gefühle zu, fängt an zu schluchzen und lässt los, akzeptiert ihr Schicksal und ihre unfassbaren Gefühle.
Bei Walking Dead gab es vor 4 Staffeln einen Moment, an dem gesagt wurde, dass nun nur noch die Menschen übrig sind, die sich durchgesetzt haben. Die Schwachen sind alle mittlerweile tot. Die, die noch da sind, haben Gräueltaten erleben und selbst durchführen müssen. U.a. deswegen die Frage: Wieviele Menschen hast du getötet? Und warum? Um herauszudifferenzieren, ob noch Menschlichkeit übrig ist oder nur noch blankes Misstrauen.
So kommt es mir hier auch vor: Unsere Protagonisten sind alle vom Leid gekennzeichnet. Jeder von ihnen hatte mehrere, schwere Verluste zu erleiden. Doch sie schaffen es alle nicht, darüber zu reden, sich auszutauschen. Anzuerkennen, dass jeder seine Beweggründe hat. Alle Parteien, selbst die Scars, haben Beweggründe, die mehr oder weniger nachvollziehbar sind und aus der subjektiven Sicht die grausamen Taten erklären. Und damit unterscheiden sich Wolves, FEDRA, Fireflies, Seraphiten etc gar nicht wirklich von einander. Und wie immer gibt es auch politische Motive der Anführer, die ihre Anhänger auch benutzen, z.B. Isaac oder wie angedeutet wird, neue Emporkömmlinge bei den Scars, die sich auch nicht an den Waffenstillstand halten wollten. Isaac und die Prohpetin haben es ebenfalls nicht geschafft, sich einander anzuvertrauen. Vielleicht auch hier, weil bereits zuviel Blut vergossen und Leid ertragen wurde. Für mich zieht sich dieses Thema durch das gesamte Spiel und zwar auf mehreren Ebenen (auf Charakterbene, aber eben auch auf der Gruppenebene).
Ab einem gewissen Moment wurde mir das Spiel auch zu lang, insbesondere der letzte Abschnitt mit Abby. Wieso muss nach der Mutter von Lev gesucht werden? Das fand ich etwas zusammenhanglos. Den Kampf gegen den Seraphiten-Riesen fand ich jedoch eine großartige Idee. Auch, dass Isaac sterben muss, der andere Menschen für eine Ideologie benutzt anstatt zu versuchen, individuelles Leid zu verstehen.

Für mich schwebt über dem Spiel die Empfindung "Mitgefühl / compassion". Dies nahm immer mehr bei mir zu. Ich wollte Ellie und dann auch später Abby trösten, ja sogar miteinander versöhnen. Ich hatte insgeheim ab einem Punkt die Hoffnung, dass die beiden sich anfreunden, ja vielleicht sogar ein sexuelles Paar werden könnten, miteinander in wirklichen emotionalen Kontakt kommen können und so aneinander "heilen".

Weitere lose Punkte:
- Ich fand Tommy als Charakter gut inszeniert. Toll auch, wie man erfährt, dass der furchtbar gute Sniper, der den besten Freund erschießt und davor das gesamte Team, plötzlich Tommy ist. Hasse ich ihn nun oder liebe ich ihn weiter? Supermoment für mich und erneut eine Perspektivübernahme.
- Ich empfand es nicht als falsch, dass wichtige Charaktere plötzlich und schnell sterben. Genauso töten wir in Teil 1 und in Teil 2 auch andere Charaktere. Zack, bumm tot aber hinterher Riesenleid bei denen, die übrig bleiben. Wenn man sich vorstellt, wieviele NPCs man in den beiden Spielen auf dem Gewissen hat und dass all diese auch noch Freunde, Partner*Innen, Weggefährten haben, die dann wiederum traumatisiert werden. Es breitet sich immer weiter aus. Auch in Teil 1 wurde dies ja schon deutlich. David ist ja nur hinter Joel her, weil er bzw. Ellie in Left behind dutzende seiner Freunde ausgelöscht hat. Wer hat angefangen? Wer ist "schuld"? Man weiss es nicht mehr.
Mich erinnert das Ganze an das Dilemma unserer gesamten menschlichen Existenz. Wir müssen mit unseren Neurosen, unserem Schmerz umgehen, ihn zulassen. Akzeptieren, was Andere uns angetan haben, und dass diesen dies nicht bewusst war oder wir selbst ein Teil davon sind, vielleicht sogar reinszeniert und die Situation damit selbst mit ausgelöst haben. Überall, wo wir Menschen beteiligt sind, kann es Schmerz geben. Und ohne Mitgefühl, Kommunikation, Interesse für den Anderen und Verantwortungsübernahme für unsere eigenen Gefühle kann es keine Heilung geben. Rache funktioniert nicht, sondern führt ggf. zu Retraumatisierung.
- Dramaturgisch gelungen fand ich auch, dass Dina mit dem Nachwuchs dann verschwunden ist, als Ellie zurückkommt.
- Die Flashbacks von Ellie sind gut beschrieben und umgesetzt. Geräusche (in der Scheune), oder wie im Tagebuch steht, das Grunzen eines verendenden Ebers oder das Blut an den Händen sind Trigger.
- Die Höhenangst fand ich gut umgesetzt. Zu Beginn fühlte ich jedoch auch so, dass ich Abby nun auf Teufel komm raus gut finden soll. Dies nahm dann im Verlauf ab, u.a. da ich ja wusste, dass ihr Liebhaber und seine schwangere Partnerin bereits tot sein werden. Da hatte ich antizipiertes Mitgefühl mit Abby.
- Die Spielmechanik empfand ich zunehmend repetitiv. Mag auch daran liegen, dass ich direkt zuvor Last of us Part 1 und Uncharted 4 plus Addon noch ein mal durchgespielt hatte. Ich hätte mir etwas mehr Möglichkeiten wie im letzten Level gewünscht, als mensch plötzlich angeleinte Clicker frei lassen durfte. Die Rätsel waren wie gewohnt, störte mich nicht, brachte aber auch keine Abwechslung.
- Grafik und Sound waren für mich atemberaubend und auf einem gefühlten Niveau wie RDR2. Auch, dass es fast durchgängig regnet trägt gut zur hoffnungslosen Stimmung bei. Super gemacht!

Ich würde das Spiel gerne noch ein mal durchspielen, spüre in mir aber eine tiefe Schwere und Unlust. Zum einen möchte ich keine Schubladen mehr nach Materialien durchsuchen. Zum anderen brauche ich eine Gewaltpause.

Zuletzt bearbeitet vor einem Jahr

vor 4 Jahren
Nuracus

Aber das ist halt die Sache.
Die Videospielindustrie will wachsen, und das kann sie als Spielindustrie nur recht eingeschränkt.
Denn Spielen ist "für Kinder".
Einerseits wurde das stark aufgeweicht durch den Umstand, dass die videospielenden Kinder von früher längst videospielende Familienväter sind (seltener Frauen, abgesehen von LoL und Candy Crush - überspitzt formuliert) und naturgemäß neue videospielende Kinder heranziehen.
Wo Videospiele aber einfach nicht drankommen ist an die Gruppe "Videospiele sind was für Kinder" - und die lassen sich nicht mit einem knallbunten Hüpfmario überzeugen.
Aber mit einem cineastischen Erlebnis vielleicht?

vor 4 Jahren
Der Chris

Geh mal in die 80er Jahre und oute dich im Büro als Herr der Ringe Fan.
Seit Jahrzehnten versuchen Videospiele mehr zu sein als nur Kinderspielzeug, und dazu gehört neben einer realistischen, filmreifen Optik nunmal auch Erzählungen, die man auch als Erwachsenenliteraturliebhaber (ich rede jetzt nicht von Schmuddelkram) beachtlich finden kann.

Die Videospielindustrie möchte ernst genommen werden, und dafür muss mehr geboten werden als die rein spielerische Unterhaltung.
Ja, ich schätze das ist eine Haltung, die mir völlig abgeht. Ich wurde zu Schulzeiten auch für Star Wars ausgelacht...dieselben Leute laufen heute übrigens in Porg-Kostümen rum, nässen sich vor infantiler Freude ein, sobald ein neuer Trailer veröffentlicht wird und halten das Ende von Rogue One für einen Höhepunkt der Filmkunst. Mir wird schlecht. Aber so viel dazu.

Ich hab ehrlich gesagt kein Problem zu diesem Hobby zu stehen. Würd ich noch anfangen nach Akzeptanz für meinen Musikgeschmack zu suchen...das würd ja fast noch verheerender ausfallen. Man kann halt nicht alles haben. Entweder man hat eine spezifische Meinung (bzw. "Identität" im Fall von Gaming) oder alle lieben bzw. akzeptieren einen.

Aber ja, der Wunsch nach Akzeptanz ist sicherlich menschlich, aber ich halte es für die falsche Triebfeder für die Weiterentwicklung einer Kunstform. Kinder werden auch nicht plötzlich als Erwachsene wahrgenommen weil sie mit dem Fuß auf den Boden stampfen. Es wirkt halt als würde man es erzwingen wollen und den Shortcut nehmen, anstatt lieber die Stärke in dem Medium zu suchen, eine Entwicklung durchzumachen um dann irgendwann tatsächlich ernstgenommen zu werden.

Ich schätze das große Problem was an der Stelle einsetzt ist, dass im Moment in kaum einem Zweig der Unterhaltungsbranche so viel Geld umgesetzt wird wie beim Gaming. Die ganze Angelegenheit ist wahrscheinlich zu diesem Zeitpunkt in einem Maße durchkommerzialisiert, dass man kaum noch auf Selbstfindung gehen kann. Aber ich denke nach wie vor, dass man im Sinne des Mediums auf vielen Fehlschlüssen unterwegs ist, bei dem Versuch die Sache "erwachsen" zu machen.

Nachtrag: Es ist ja zum Glück nicht so, dass die Story-Spiele einem anderen Genre was wegnehmen.
Das ist halt so lange korrekt wie man dieses Genre für sich behandeln kann. Und da hab ich ein bisschen Bedenken. Scheinbar glaubt man ja, dass Fortschritt in Gaming nur bei diesem speziellen Genre stattfinden kann. Das ist halt der Punkt bei dem ich Bedenken anmelde.

vor 4 Jahren